Martha Grimes – Freier Eintritt

Der 15jährige Sammy lebt mit seiner Familie in einem schicken New Yorker Appartement. Sein Vater ist erfolgreicher Banker, und seine Mutter verbringt ihre Zeit vorzugsweise vor dem Spiegel – wenn sie nicht gerade auf Beutezügen durch teure Boutiquen ist.

Eines Tages hört Sammy seine Eltern in der Küche über „Die Toten“ reden. Für ihn steht fest, daß es sich um die gleichnamige James Joyce-Geschichte handeln muß oder deren Verfilmung durch John Houston. Erst als ihm eine Reihe zerknitterter Photos in die Hände fällt, dämmert es ihm: „Die Toten“ sind nichts anderes als „The Dead“ – so die liebevolle Abkürzung der Hippie-Band „Grateful Dead“! Und es scheint so, als wären seine Eltern ihre größten Fans gewesen.

In Sammy reift der Plan, der „mysteriösen“ Vergangenheit seiner Erzeuger auf den Grund zu gehen. Was liegt da näher, als die Rock-Kommune auf ihrer Tour zu besuchen – heimlich natürlich.

Es erleichtert die Sache nicht gerade, daß Sammys verschrobene kleine Schwester mit von der Partie sein soll. Sie lebt in ständiger Angst, entführt zu werden, und ist eine leidenschaftliche Malerin – auch wenn auf ihren Bildern nie etwas anderes als ein großes rotes Rechteck zu sehen ist. Aber die beiden schaffen es dann doch, und so beginnt ihr „long strange trip“ …

Martha Grimes, die ansonsten ihren Inspektor Jury in pittoresken englischen Dörfchen auf Verbrecherjagd schickt, hat diesmal einen gekonnt schrulligen Roman übers Erwachsenwerden geschrieben: Ein Außenseiter der Grunge-Ära schnuppert die Patschuli-Schwaden des „Summer of love“. „Freier Eintritt“ ist ein Roman der kleinen Dinge und plätschert dahin wie die Musik von Jerry Garcia & Co.: man kann ganz gut ohne – wird es andererseits aber auch nicht bereuen, wenn doch …

Schon allein wegen der vielen irren Eiskreationen, die der Leser so ganz nebenbei kennenlernt, etwa „Shawnee Sunset Soda“, „Kaktus-Überraschungsteller“, „Cherokee Kirschwolken-Becher“, „Wigwam Wunder“, „Custers letztes Aufgebot“…

Martha Grimes
Freier Eintritt
Goldmann Taschenbuch 12,90 DM
ISBN 3-442-43307-X

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