10 Inselbücher | ![]() |
Marlons Insel-BücherDie Reihenfolge ist nicht wertend, sondern willkürlich. Die Auswahl teilweise auch, weil zehn Bücher schon recht wenig sind, deshalb kein Fotoband von Reinhart Wolf, kein Kunstausstellungskatalog und kein Lexikon. Yasunari Kawabata "Ein Kirschbaum im Winter" ("Yama no oto")(dtv, ISBN 3-423-11297-2) Ähnlich beruhigend schlicht erzählt wie ein Ozu-Film. Anthony Burgess "Uhrwerk Orange" ("A Clockwork Orange")Heyne, ISBN 3453130790 Dass das Buch hier erscheint, Kubricks geniale Verfilmung aber nicht in meiner Filmliste, liegt nicht etwa daran, dass es besser sei. Buch und Film sind beide großartig, aber beide auf unterschiedliche, dem Medium entsprechende Weise, ein Qualitätsvergleich ist daher unsinnig. Ich habe lediglich wesentlich mehr Filme gesehen als Bücher gelesen, dort ist der Konkurrenzkampf also härter. Douglas Adams "Per Anhalter durch die Galaxis" ("The Hitch Hiker's Guide to the Galaxy")Rogner & Bernhard, ISBN 3-8077-0171-0 Philosophisch und witzig. Sjöwall/Wahlöö - Die zehn Romane mit Kommissar Martin Beckrororo, ISBN 3499428008 Alle in einer Kassette, unter einer Nummer und zu einem Preis, daher also praktisch ein Buch, als das man diese zehn Romane sowieso schon seit 1975, als der letzte erschien, betrachten muss. Wie auch in einigen anderen guten Krimireihen ist ja nicht die Aufklärung der Fälle das Wichtigste, sondern die Entwicklung der Figuren. Bei Kommissar Martin Beck ist diese Entwicklung geprägt durch die Veränderung der Gesellschaft, die ihre Probleme auf den Menschen in Sonderrollen, wie etwa den Polizisten, ablädt. Janwillem van de Wetering "De Gier im Zwielicht" ("The Twilight Zone")rororo, ISBN 3 499 43082 Auch bei van de Wetering ist der Hauptinhalt seiner Krimis die Entwicklung, die Brigadier de Gier, Adjudant Grijpstra und der Commissaris von der Amsterdamer Polizei durch machen, von dienstbeflissenen aufrechten Polizisten zu illusionslosen Außenseitern. Diese Veränderung wird eigentlich nur klar, wenn man alle Bände chronologisch liest. Aber es gibt eben schon Qualitätsunterschiede, deshalb dieser besonders gelungene Band als Beispiel für eine gute Reihe. Raymond Chandler "Der lange Abschied" ("The Long Good-Bye")Diogenes, ISBN 3 257 20207 5 Kapitel 38 endet mit dem Satz "Ich trank mein Glas aus und ging zu Bett." Warum ist Chandler mit solcher Schlichtheit eine Ausnahme? "gourmet 73"Edition Gourmet, ISSN 0721-6947 Jeder Bibliothekar muss hier aufschreien: das ist gar kein Buch, "gourmet"
ist eher eine Zeitschrift, die beste, die sich mit Essen und Trinken beschäftigt
übrigens, sie erscheint vierteljährlich, jede Ausgabe ist auf
ein Thema bezogen, meist eine Region oder ein Land (Bayern, Spanien, italienische
Inseln usw.) oder eine Gruppe von Zutaten (Süßes, Käse,
Öl usw.). Die Redakteure beschränken sich auf ihre Aufgaben,
die Rezepte stammen ausschließlich von Profiköchen, die sich
auf sehr gehobenem bis Spitzenniveau bewegen. Grießnockerl mit Kaviar
und klarer Petersiliensuppe hat hier ebenso seinen Platz wie ein Kalbsbeuschel,
abgehobene Kreationen katalanischer Genies oder kalifornischer Überflieger
finden sich neben Kässpätzle und Witzigmanns Obatzter-Variation.
Alle Gerichte sind abgebildet, wobei Fotograf Johann Willsberger grundsätzlich
nichts schönt, sondern so ablichtet, wie das Essen aus der Küche
kommt (oder noch da ist). Die Ausgabe 73, Thema "Wien", habe ich aus vielen raus gesucht,
weil hier das beste abgebildet ist, was ich an Foodfotografie kenne: zwei
Doppelseiten mit Tafelspitz, Markknochen, Suppengemüsen und Gewürzen,
erst als Rohzutaten, dann weich gesotten und noch ergänzt durch zwei
Kasserollen mit Apfelkren und Schnittlauchsauce. Eckart Witzigmann "Witzigmanns Kreta-Kochbuch"Mosaik, ISBN 3-576-11271-5 Witzigmann kann sich voll darauf konzentrieren, Kochbücher zu schreiben, nachdem die Verantwortlichen der Stadt München ihm die Lizenz zum Führen eines Restaurants entzogen haben. Schließlich darf in einer Stadt, die viele Steuereinnahmen durch den Genuss einer legalen Volksdroge hat, nicht einer Kokain konsumieren, der den meisten in der Weltstadt mit Herz eh schon immer suspekt war: Kochen zur hohen Kunst zu machen, das ist ja dekadent, grad wie bei den Welschen, pfui deibel. Witzigmann nimmt's gelassen. Wenn er nicht mehr Deutschlands bester Koch sein darf, ist er eben Deutschlands bester Rezepte-Autor. Das Kreta-Kochbuch mit vielen recht schlichten Rezepten habe ich ausgewählt, weil Zutaten wie Kräuter, Gemüse, Fisch, Krustentiere und Schnecken auf der Insel wohl eher zu finden sind als Gänseleber, Trüffeln und Kaviar. Hennes Weisweiler (Hg.) "Fußball-Weltmeisterschaft 1974"Bertelsmann, Lizenzausgabe Tolle Fotos von Pelé, Cruyff und Beckenbauer (und natürlich vielen anderen) sowie ein sehr ausführlicher statistischer Teil, nicht nur zur 74er WM, sondern auch von allen bis dahin. Alles, was danach kam, war eh nicht mehr so wichtig. Jerry Lewis "Wie ich Filme mache - The total Film-Maker" ("The Total Film-Maker")Carl Hanser, ISBN 3 446 11851 9 Die Abschrift einer Vorlesungsreihe, die Lewis an der Universität gehalten hat. In keinem anderen Buch ist so viel über Kino zu lernen (nicht mal in Truffauts "Hitchcock" (das ist die inzwischen vorliegende vollständige Ausgabe von "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?"), das eigentlich aber auch auf diese Liste gehören würde).
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