Szenen einer Ehe (5)

Eine Ehe zwischen Tür und Angel zu führen, das kann doch nicht gut gehen. Schnippes , sage ich. Das ist doch keine Ehe, was ihr da habt. Aber warum denn? Man sieht sich nicht, man nervt sich nicht, man lebt sein Leben mit seinen eigenen Spielregeln und geht sich nicht gegenseitig auf den Keks. Wann auch?

Natürlich ist dies nicht der Normalzustand und keineswegs eine Lösung auf Dauer. Schließlich muss man nicht erst heiraten, um sich dann kaum noch über die Füße zu laufen. Da gibt es andere Möglichkeiten, die zudem finanziell billiger und im Hinblick auf die juristischen Folgen unkomplizierter sind.

Nur: Was soll man machen, wenn a) die Frau eigentlich mit vom Arzt schon so gut wie ausgestellten Krankenschein in der Tasche im Bett liegen sollte, dies jedoch nicht tun kann/will, da all ihre Arbeitskollegen des selben Reviers im Zoo bereits vor ihr ins Lazarett überführt wurden und sie nun arbeiten muss bis dass sie kotzt und völlig erschöpft nach Hause kommt und verständlicherweise früh ins Bett stolpert und b) der Mann zwar später seinen Arbeitstag beginnt, dafür aber auch sehr beschäftigt ist und meist bis zu der Tageszeit arbeitet, zu der die Frau gerade ins Bett fällt, oder dann sogar noch aus dem Haus muss, um ein Konzert zu besuchen, um darüber in der Lokalzeitung zu berichten?

Ich möchte hier keinesfalls jammern und Mitleid erregen. Die Situation ist zu händeln und erträglich. Die Liebe steht weiterhin wie ein Fels in der Brandung. Sie werden mir aber zustimmen müssen, dass diese immer wiederkehrenden Tagesabläufe nicht den Idealzustand einer Ehe darstellen. Allerdings kann sich jeder an zwei Fingern abzählen, dass ein 7-bis-16-Arbeitstag mit einem 10-bis-20- oder 10-bis-22-Arbeitstag nicht gut kann. Damit will ich nicht sagen, dass der Mann – wer es nicht ahnt, ich will gemeint sein – mehr arbeitet als die Frau. Das steht gar nicht zur Debatte. Es ist auch völlig wurst, wer mehr arbeitet und wer weniger. Wichtig ist nur, dass jeder seinen Job macht und jeder die Leistung des anderen zu schätzen weiß. Ich jedenfalls ziehe den Hut vor der Aufopferungsbereitschaft meiner Frau.

Außerdem werden meine Frau und ich in zwei Wochen gen Süden (Djerba) fliegen, am Strand liegen, köstlich speisen, trinken, feiern, nichts tun, lesen, tanzen, schmusen, schwimmen, schnorcheln, Boot fahren, ausschlafen, den Tag Tag sein lassen und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen bis dass dieser goldbraun gebacken ist. Und sollte es regnen, machen wir das trotzdem und zwar im Regen. Ist uns doch egal. Das werden so oder so die besten sieben Tage unserer Ehe und die wird uns keiner mehr nehmen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert