Live: Paul McCartney

München, Königsplatz. 17.5.2003

Das Konzert kann ich am einfachsten beschreiben im Vergleich mit dem Brian Wilson-Konzert vor 16 Monaten in Hamburg. Das Beach Boys-Genie hat damals nur ein wenig Keyboard gespielt (obwohl er fast immer saß) und hat eher durch seine Persönlichkeit und seine Emotionen überzeugt als durch seine Stimme. Ein wunderschönes Konzert in dem Wilson sich allerdings völlig auf seiner Band verlassen musste.

McCartney wechselte mühelos zwischen Bassgitarre, E-Gitarre, A-Gitarre, Ukulele, Klavier und E-Piano, sah nach 150 Minuten und 36 Liedern kein bisschen müde aus, und sang – mit einer Ausnahme – so schön und stark wie vor 38 Jahren (nur die höchsten Töne von „We Can Work It Out“ – „…I have always thought that it’s a cri-i-i-i-ime…“ – brachten ihn an seine Grenzen). Und er ist am stärksten allein. Seine Bandmitglieder – die Gitarristen Rusty Anderson und Brian McRay, Schlagzeuger Abe Laboriel Jr. und Langzeit-Keyboarder Wix Wickens, alle ausser Wickens U.S.-Amerikaner – spielen geschmacksvoll und zurückhaltend wenn es angesagt ist (d.h. vor allem bei den Beatles-Nummern), laut und wild wenn es möglich ist (z.B. bei den Wings-Hits „Live and Let Die“ und „Jet“) und singen die Harmonien wie Engel. Trotzdem war das Konzert am beeindruckendsten, wenn McCartney allein auf der Bühne stand, die Geschichten hinter „Blackbird“ oder „Here Today“ erzählte und perfekte Versionen ablieferte. Als er die Ukulele in der Hand nahm und „Something“ spielte – was ich als George-Fan einen passenden und bewegenden Tribut fand – war es mir sofort klar, dass ich nie wieder einen Mann 15.000 Menschen mit nur einer Ukulele unterhalten sehen werde.

Das Set hatte gegenüber dem Live-Album „Back in the World“ drei Änderungen: „Two Of Us“, „I’ve Just Seen a Face“ and „Birthday“ – alle Highlights – gespielt; „Coming Up“, „Driving Rain“ und „Mother Nature’s Son“ nicht gespielt. Dass es sich um ein Open-Air-Konzert mitten in der Stadt handelte, hatte sowohl Vorteile als auch Nachteile. Einerseits hat es während des Konzerts stark geregnet; andererseits konnte man an dem Nachmittag den Soundcheck mit einigen exklusiven Lieder hören (u.a. „All Things Must Pass“, das Paul auch bei dem „Concert For George“ in London spielte). Und das war ja das Sauwetter wert.

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