CD-Kritik Zur Startseite

Beck

Midnite Vultures

(Geffen)

Es sei bewundernswert, wie Schwarze "I wanna fuck" singen könnten, und trotzdem klinge es einfach nur rein und liebevoll. Er selbst höre privat gern R. Kelly, erzählte Beck jüngst in Interviews. Der gute, alte Adept. Voll der Anerkennung und des Respekts für die Kollegen, von denen er sich immer gern inspirieren läßt. Um dann wieder eine seiner eklektizistischen Fundgruben abzuliefern, ohne den Vorbildern dabei die Füße zu küssen. Denn das Schöne an Beck ist, dass er niemals nur bei einem Stil borgt, es sind stets mehrere, die er auf verblüffende Weise fusioniert. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - doch gerade das unterscheidet ihn positiv von Retros wie Lenny Kravitz, die zwar schöne Musik machen, aber im Endeffekt nur bewundernde Erben bleiben und ihre Ikonen höchstens an Popularität überrragen. Beck dagegen verleibt sich seine Blaupausen auf spielerische Weise ein, getragen von unstillbarer Neugier, und kann am Ende noch selbstbewußt auf etwas Eigenes schauen.

Beck in Black: "Midnite Vultures" ist das bislang schwärzeste Album des sympathischen Milchgesichts. Sexy und lasziv - mal soulig-versponnen und laid back, mal aufgekratzt und horny. Sly Stone und Prince lassen grüßen - und dürfen Marc Bolan die Hand reichen, denn Funk und Glam sind die Hauptkoordinaten des Albums. Jede Menge Sound-Effekte aus der Steinzeit der Elektronik, vom Flipperautomaten bis zum WahWah. Es funkelt und glitzert, pluckert und fiept, dass es eine Freude ist. Das Meiste kommt fröhlich bis manisch daher, aber auch dunkler Groove hat seinen Platz. Dazu ein wenig Psychedelic, beatle-esque Refrains, rythm´n´bluesiges Delta Feeling, klackernde Marimbas, folkige Banjos und hämmerndes Honky-Tonk-Piano, Bläser-Sections wie bei Blood, Sweat&Tears geklaut, Schratching und Break-Beats, orientalische Hooks und Streicher-Kakophonien wie im "Day in the life" (sic!) der Fab Four. Ein munteres Stil-Feuerwerk mit dem gewohnten Beck´schen Humor!!!

(Katja Preissner)

 

 

Beck

Odelay

(Geffen) [7-96]

Vorbei sind die Tage des Homerecordings: schon lange hat der Lo-Fi-Bastler Beck Hansen seine Vergangenheit begraben, genau gesagt mit der Veröffentlichung von 'One Food In The Grave', eine Post-'Mellow Gold'-Collection alter Krach und Folk-Implosionen. Nur allzu verständlich wird dem Erfolg von 'Loser' Nachschub geleistet und da heutzutage die Mittel und Gelder vorhanden sind, dürfen die Dust-Brothers (u.a. Beastie Boys) an den Knöpfen drehen, um den Weirdo-Sound recht in Szene zu setzen.

Was dabei herausgekommen ist klingt einfach sauber, nicht zuuu sauber, aber auf alle Fälle glatter und bombastischer als früher. Die Musik befindet sich ebenfalls auf einem kommerzielleren Level als es noch auf dem Vorgänger der Fall war. Das Feeling der meisten Songs kommt dem weißen Rap der Beastie Boys sehr nahe, wobei sich Herr Hansen eher nach einem bekifften Thurston Moore, als nach einem quäkenden Ad Rock anhört. Auch die angefolkten Stücke dürfen diesmal nicht fehlen, und dabei erreicht ein Stück wie 'Jack Ass' fast den Pavement-Charme eines Songs wie 'Gold Sounds'.

Im Untergrund knarzt und kracht es immer noch ganz heftig, aber größtenteils wird das Oeuvre von 70er funky Drums und Basslines zusammengehalten und bei 'Ramshackle' darf sogar Jazz-Größe Charlie Haden in die vier Saiten greifen. Da ich kein Freund von Namedroppings bin, laß ich es mit der Feststellung bewenden, daß sich auf dieser Scheibe eine Menge illustrer Musiker zu einem Stelldichein zusammenfinden und ohnehin kann eine CD mit dem Namen Jon Spencer im Booklet keine schlechte sein...

(fred)

 

Cover Beck-Odelay