Tom Jones: Reload

Das Vergehen ist höchst verwerflich: klaut einfach gute Songs, sucht sich First-Class-Perform-Partner und lässt auch noch perfekt produzieren. Aber das Resultat ist klasse!

Jaja, der Tiger. Weltmeister im Spagat. Muttis wie Marge Simpson schmelzen immer noch für den Crooner dahin. Und gleichzeitig macht er sich mit solch hippen Co.´s wie den Cardigans oder Portishead Jugend-compatibel. Hat ja seinerzeit schon mit Art of Noise geklappt, aber das wirkte nicht so kalkuliert. Sei´s drum. Sogar mein fast noch minderjähriger, mittlerweile zum Drum´n´Basser gereifter Bruder schwört auf „Burning down the house“. Genial. Wen der Waliser nicht an den Haaren ins Studio schleifen konnte, hat er auf diese Weise (via Cover-Versionen) trotzdem noch mit auf dem Album. Also, ich weiß nicht, ob er´s versucht hat. Aber die Talking Heads, Iggy Pop und Lenny Kravitz machen sich immer gut. Die Crème de la crème der Coolness. Mutig, auch Robbie Williams und Natalie Imbruglia dazuzunehmen. Mit ins Studio, mein ich. Van Morrison, Simply Red, Zucchero, naja. Was für die Mid-Age-Hörer. Während sich Leute wie ich über Catatonia-Sängerin Cerys Matthews freuen. Auch ne Waliserin. Und dann noch die Stereophonics, die Barenaked Ladies und Mix-Star Mousse T. – eigentlich ein hübsches Bekenntnis zum musikalischen Nachwuchs.

Mehr als ein Dutzend unterschiedlicher Partner, fast ebensoviel verschiedene Produzenten – eigentlich ein kleines Wunder, dass am Ende ein solch homogenes Opus ´rausgekommen ist. Der gemeinsame Nenner heißt aber nicht etwa Tom Jones, sondern: „fett“! Hier wurde geklotzt, nicht gekleckert. Meist jedenfalls, mit Van Morrison eher weniger, doch wen wundert´s. Ansonsten aber flutet aus den Boxen eine üppige Wall of Sound, gern auch mit Bläsern und wuschiger Hammondorgel und meist unter Einsatz modernster Club-Elektronik. Very smoothy und – allerhöchster Glam-Faktor!

Fett und üppig kommen sie alle (bis auf Van Morrison, den gilt es einfach von allen vorangehenden und folgenden Ausführungen auszunehmen), selbst die „Rocker“: Takes mit Chrissie Hynde, Robbie Williams, Simply Red, den Barenaked Ladies und Zucchero. Gegen knackige Stromgitarren hegt Jones erfreulich wenig Berührungsängste. Mit Catatonia-Cerys klingt´s dagegen mehr nach Broadway, mit Portishead wird´s gar ein bißchen jazzy.

Also, generell gilt: wo der Tiger hinhaut, wächst kein Gras mehr, bleibt kein Auge trocken. Mit dem Großteil der CD könnte er 1 zu 1 in Las Vegas auftreten. Ein Phänomen! Bombastisch, cool und spannungsgeladen. Die Nähe zum Mainstream sei ihm verziehen. Denn dort findet sich nur selten solch „catchy“ gestylte Musik. Die man auch leicht hätte überproduzieren können. Davon hier keine Spur! Und so werden all die Phil Collins- und Mariah Carey-Cretins, äh, -Fans, auch keinen Spaß dran haben. Uff!

Licht aus, Spot an, Show Streppe raus und Achtung im Orchestergraben: DER TIGER!!!

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