Notiz vom 13. November 2000

Sehr geehrter Herr Minister! Ich kann Ihnen heute in diesem Zwischenbericht versichern, daß sich die Dinge wie gewünscht entwickeln, ja, vielleicht noch besser. Da neuerdings das Anwenden der guten alten Traditionsfolter (Daumenschrauben, Schwedentrunk, Carolin Reiber) verboten ist, mußten wir uns feinere Methoden einfallen lassen, das Subjekt zu zermürben, auszuquetschen und wie eine Laus zu zertreten. Wir haben also eine Doppelstrategie entwickelt. Erster Schritt: Entfachung des totalen Chaos im inneren Kern des sogenannten PFAUENFEDER Reisevereins. Was angesichts der dort Versammelten nicht schwerfiel. Zweiter Schritt: Heraufbeschwören und Nähren einer äußeren, immer näher kommenden Bedrohung in Gestalt des furios rasenden Winter und seiner beiden Punkbegleiter Atze und Knochen, welche inzwischen so alkoholisiert sind, daß sie immer wieder den falschen Zug besteigen, irgendwann aber mit dem Verein zusammentreffen werden. Und dann gnade Gott!

Als geradezu genial entpuppt sich die von mir entwickelte Zusatzvariante: Wie Sie wissen, nähert sich auch „die Neue“ mitsamt ihrer Freundin, der Rundfunkjournalistin Patrizia Oberhof, dem Geschehen. Wir werden es nun so arrangieren, daß beide sich nähernden Gruppen vereinigen, um gemeinsam zuzuschlagen. In die Oberhof setzen wir dabei große Hoffnungen. Sie mag das Subjekt nicht, weil dieses sich, je mehr vom Roman veröffentlicht wird, als völlig frauenverachtend entpuppt. Sie plant einen „decouvrierenden Featuressay auf O-Tonbasis mit eingestreuten critical broadcast elements und hypercritical societytalk in Nina Ruge-Manier, aber ohne ‘Alles wird gut´-dramatical happy end“, womit sie nicht nur das Subjekt zerstören, sondern auch die Frauenbewegung ein gutes Stück voranbringen möchte. Wir sind gespannt!