Die Pfauenfeder
Die Pfauenfeder |
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2. November, ein Donnerstag, Herbst Menschen auf der Flucht lesen BILD. Damit fallen sie am wenigsten auf. Also werde ich die TAZ lesen, was nur Menschen lesen würden, die auf der Flucht sind, aber, weil sie auf der Flucht sind, nicht lesen dürfen. Der gleiche Gedanke scheint auch die Verkäuferin im Bahnhofskiosk zu beschäftigen. Ist das jetzt einer, der auf der Flucht ist... oder, weil er, darum liest er...und nicht... Ach, Fräulein, bis du ausgedacht hast, bin ich schon längst weg. Und lande, nicht zu vermeiden, in der Fußgängerzone des Städtchens. Die TAZ hat mir berichtet, man suche noch immer die "deutsche Leitkultur", und ich berichte euch nun, daß ihr sie hier finden könnt: in den Fußgängerzonen der Republik. Umsäumt von "Szenelokalen" und "Kultbäckern", platzregnerisch betröpfelt mit "in"-Leuten und "out"-Figuren. Und Geheimdienstfuzzis? Who knows. Ach so, Nachtrag zu gestern: Habe vier Stunden lang mit einer Frau im Hotelzimmer gesessen und über Neokonstruktivismus diskutiert. Wir wußten beide nicht, was es ist. Heute also keine Frauen. Gibt es hier ein Internetcafé? Ja, doch. Ich schaue mir mal schnell an, wie ihr meinen Krimi weitergeführt habt. Wenn ihr mir jetzt mailen wollt, dann aber schnell. In fünf Minuten hau ich ab. So, so. Schön, schön. Mittagessen? In meinem Krimi wird es eine Episode mit Haferschleim geben, und die geht für den, der ihn ißt, nicht gut aus. Wem kann man trauen? Dem Kebabtürken? Dem Tsatziki-Griechen? Der Rostwurst-Deutschen? Ich entscheide mich für die verfeinerte französische Küche und kaufe eine Portion Pommes avec mayonnaise. Schmeckt komisch. Magenschmerzen. Ich lasse mich durch die Stadt treiben, und da zur "Leitkultur" gehörig, zu der ja auch die deutsche Sprache gehörig ist, lasse ich mich natürlich "ziellos" durch die Stadt treiben, weil das ist Adverb und Adverb ist Kultur. Heute hier übernachten? Doch eine Frau ansprechen? Mit der dann wieder nichts läuft außer tiefsinniger Leihkultur? Geht mir doch weg!
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