Die Pfauenfeder

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25. November, ein Samstag

Mit einem Berg druckfrischer Zeitungen in der nach „Rotten“-Goethens Biß arg lädierten Hand ist Hutschenreuther in den Zug gestiegen. Dabei wissen wir längst, welche Topmeldungen heute die Titelseiten der Gazetten zieren: GANZ DEUTSCHLAND HYPNOTISIERT SEINE HAUSTIERE! meldet der „Kölner Expreß“, GEMEIN! ISLANDPONY ENTPUPPT SICH ALS ADOLF HITLER! entrüstet sich „Bild“, KATER WINNIE ALIAS KONRAD ADENAUER ÄUSSERT SICH ZUR LAGE DER DEUTSCHEN AUSSENPOLITIK“ verrät die „FAZ“, während die „TAZ“ titelt: FRANZ-JOSEF STRAUSS ALS SCHMEISSFLIEGE WIEDERGEBOREN!

Noch nie habe ich eine solch frühe und euphorische Mail meines geliebten Chefredakteurs erhalten wie heute. „In meiner Villa tummeln sich momentan 27 Fernsehteams, 186 Rundfunk- und Printjournalisten sowie 3 Gerichtsvollzieher, die mich alle exklusiv interviewen wollen! Sogar in meiner Heimatzeitung haben sie ein Foto von mir abgedruckt!“ Dies zu feiern, spendiert der gute, inzwischen von Film, Funk, Fernsehen und Internet bekannte Chefredakteur eine Flasche SÖHNLEIN BRILLIANT JAHRGANGSSEKT („aber um Gotteswillen bei ALDI kaufen! Dort ist er am billigsten!“), und die guten Nachrichten nehmen kein Ende: „Bald können wir den einmillionsten Leserbriefschreiber in Sachen PFAUENFEDER begrüßen, und das soll nicht ohne Anerkennung bleiben. Ein gemütliches Eigenheim, zwei Luxuslimousinen, vier Kreuzfahrten um die Welt, drei Millionen Euro sowie eine Nacht mit mir werde ich dem Jubiläumsmailer spendieren. Das mit der Nacht gilt aber nur, wenn die einmillionste Mailerin zufälligerweise Claudia Schiffer heißt.“

Wir nutzen die lange Fahrt, um bei einem Gläschen SÖHNLEIN BRILLANT JAHRGANGSSEKT die Zeitungen ausgiebig zu studieren. „Ist Ihnen schon aufgefallen“ fällt Sylvia auf, „daß fast alle Hunde Wiedergeburten unserer drei größten Dichter Goethe, Schiller und Rudolph sind?“ „Na“ erkläre ich, „mehr kennt der mit einer soliden Halbbildung traurig aus seiner Wäsche blickende Deutsche auch nicht. Hera Lind, klar. Aber die lebt noch.“ „Genau“ bestätigt Haberkorn. „Und alle Hauskatzen sind Wiedergeburten von Adenauer, Erhard oder Bismarck. Letzterer ist einsamer Spitzenreiter bei den hypnotisierten Heringen, was aber nicht überraschen kann.“

Hutschenreuther wiegt bedächtig sein schweres Haupt. „Das ist in der Tat merkwürdig. Merkwürdiger indessen will mich dünken, daß sämtliche Papageien der Republik vorgeben, in ihnen hause die Reinkarnation eines gewissen jungdynamischen, altliberalen Politikers, dessen Namen wir aus Gründen der Internethygiene hier nicht mehr nennen sollen.“

„Exakt.“ nickt Dobrowski. „Und alle Kanarienvögel schwören, Rex Gildo zu sein. Sehr, sehr merkwürdig.“

„Rotten“ Goethe träumt derweil zu Elfriedes Füßen entweder von CHAPPI oder der Madame Stein, who knows. „Aber“ spricht Haberkorn jetzt, „wir sollten unser eigentliches Problem nicht aus den Augen verlieren. Rekapitulieren wir doch, welches Fazit aus den bisherigen, insgesamt äußerst unbefriedigenden Ermittlungen im Mordfall Unbekannt gezogen werden können.“ „Ich wars nicht! Das ist erwiesen!“ plärrt Saskia, und Dobrowski/Haberkorn plärren das gleiche. Selbst „Rotten“ erhebt für eine Sekunde sein Dichterhaupt und gibt einen fürchterlichen Pfeifton von sich.

„Ich gebe zu“ gebe ich zu, „daß die Ermittlungen auf der Stelle treten. Meines Erachtens hat der Mörder einen entscheidenden Fehler gemacht, und wenn wir herausfinden welchen, haben wir den Übeltäter so gut wie überführt.“ Dem muß selbst Hutschenreuther widerwillig beipflichten, und so vertiefen wir uns wieder in unsere Lektüre. TERRIER BERTI VOGTS HÄLT SICH FÜR DIE WIEDERGEBURT CHRISTOPH DAUMS! titelt die „Welt“, und wir neigen dazu, dem Glauben zu schenken.

 

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