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Christoph Güsken: Faust auf Faust

Sollte Christoph Güsken für „Faust auf Faust“ seine Seele verkauft haben: Sofort rückgängig machen das Geschäft! Reingelegt worden!

Dabei hat es Mephisto, der alte Händler auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, eigentlich ganz gut mit dem Autor gemeint. Handlung jedenfalls wurde bei dem Deal in Hülle und Fülle über den Tisch geschoben.

Der Ex-Kompagnon eines Ex-Privatdetektivs wird des Mordes am Ehemann seiner Geliebten verdächtigt. Der Ex-Privatdetektiv lässt sich jetzt für Geld von Typen zusammenschlagen, die damit ihren Freundinnen imponieren wollen. Er lebt mit einer Frau zusammen, die Hexe studiert, und bald auch mit einer Frau – der Schwester des Mordverdächtigen -, die selbst Privatdetektivin ist und die Unschuld ihres Bruders beweisen will. In Münster, wo der Roman spielt, geschehen zur gleichen Zeit einige merkwürdige Morde, die allesamt etwas mit dem Faustischen Pakt (Verkauf mir deine Seele, dafür mach ich dich zum Genie!) zu tun haben und mit der obskur-okkulten Schule, an der die Freundin Hexe lernt. Und einer der dortigen Dozenten hat einen Bruder, der der Ex-Freund der Schwester des Ex-Kompagnons des Ex-Detektivs ist. Man trifft sich zufällig oder auch nicht, der kennt den beziehungsweise die, interessant, interessant, der Mordverdächtige erscheint mehrfach auf der Bildfläche und macht dunkle Andeutungen. Ecetera.

Tja, sagte der Teufel, also das ist doch was! Und weil Sie es sind, leg ich noch eine lockere Schreibe obendrauf und – warten Sie mal – ein paar hübsche kleine Slapstickgags und coole Dialoge. Unterschreiben Sie jetzt?

Nicht nur der Teufel hat einen Pferdefuß, auch seine Verträge. Aber hallo. Im Kleingedruckten steht nämlich: Und für all das hast du knapp über 200 Seiten Platz. Mach mal. Bring all die Möchtegerngenies, dummen Blondchen, taffen Schwestern, blasiert-diabolisch-eindimensionalen Dozenten, depressiven Ex-Liebhaber und Hexen-Azubis unter, knüpfe Verbindungen, konstruiere Verwicklungen, Irrwege, Umwege, Auswege.

Schön; bei solch personalintensiver Story können die Figuren nun mal nicht à la nature gezeichnet werden. Muss eben Holzschnitt genügen. Hat ja auch seine Ästhetik. Und weil es ein Krimi ist und der Platz knapp, sollte man sich auch gar nicht erst mit Logik aufhalten. Der Leser wird am Ende eh von allem so erschlagen sein, dass er das Buch zuklappt, die Lampe ausknipst und einschläft. Morgens wacht er auf, und alle drängenden Fragen haben sich von selbst erledigt. Folgende etwa:

Zwar findet alles am Ende seine Aufklärung – aber ich frage mich: wie eigentlich? Und warum ausgerechnet SO? Und muss auch DIESE Volte noch sein? Wieso ist DER HIER (keine Namen, bitte!) plötzlich doch nicht DER, der er zu sein schien? Begründung? Ist halt so. Aha. Holzschnitt; da geht’s nicht anders. Ist die Polizei in Münster wirklich so rückständig, dass sie die Identität eines zerstückelten Mannes nicht zweifelsfrei ermitteln kann, der Detektiv es aber nach flüchtiger Betrachtung von ein paar Fotos sofort schafft? Und die Sache mit dem Faust’schen Bund? Wird einem schon klar, wenn man den Klappentext liest. Muss ja so sein. Böse Sache. Bloß: Wie um Himmelswillen schaffen es diese blassen, dümmlichen Ganoven, zwar von ihrem eigenen Genieschwurbel umnebelte, aber doch einigermaßen intelligente Menschen so in ihren Bann zu ziehen? Hypnose? Und dann werden Leute getötet, die dann doch nicht getötet wurden, und das alles sieht man auf einem Video, das dann aber doch nicht so interessant zu sein scheint? Hm. Nein. So bitte nicht mehr. Und wenn sich schon irgendwo eine Art Andeutung eines Spannungsbogens zeigt – warum wird er dann gleich wieder abgerissen?

Ich halte Christoph Güsken keineswegs für einen schlechten Autor. Nur für einen Autor, der ein schlechtes Buch geschrieben hat. Bleibt mir nur die bittere Erkenntnis, dass Handlungsschwangerschaften nicht das probate Mittel sind, die deutsche Krimilandschaft zu beleben. Wusste ich aber schon vorher.

dpr

Christoph Güsken: Faust auf Faust. Grafit 2005, 215 Seiten, 8 € 50

2. Juni 2005

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