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Ken Bruen: The Guards

Den Verlegern in Deutschland ist dafür zu danken, dass sie sich in besonderer Weise für die englische Sprachkompetenz der deutschen Leser engagieren. In kluger Selbstbeschränkung verzichten sie auf die Übersetzung und Publikation einiger Topautoren des englischen Sprachraums. Neben der herausragenden → S.J. Rozan ist der in den USA sehr geschätzte Ire Ken Bruen ein weiterer Autor, den die Verleger dem deutschen Leser im Original nahe zu bringen versuchen.

Welche Erkenntnisse bietet die Lektüre des Shamus Gewinners „The Guards“ von Ken Bruen ? Überschätzter Autor? Zu schwierig für den deutschen Leser? Nun ja, auf jeden Fall ist es das Buch zweier Buchverrückter, welches die Verleger da den Lesern unverfälscht anempfehlen.

Es ist das erste Buch der Jack Taylor Serie. Während Bruens frühere Bücher in London spielten, ist der Autor nun dort angekommen, wo er selber lebt: In Galway, Irland. Jack Taylor ist ein ehemaliger Polizist der wegen Alkoholproblemen rausgeschmissen wurde. Seitdem versucht er sich als Privatdetektiv. Während er in seiner Stammkneipe davon träumt, nach London abzuhauen, tritt eine Frau an ihn heran und erzählt ihm, ihre Tochter hätte angeblich Selbstmord begangen. Allein, sie könne es nicht glauben; ob er ihr wohl helfen könne. Nicht recht überzeugt, macht er sich auf und plötzlich ist da im ruhigen Galway die Hölle los: Viel zu viele junge Frauen begehen Selbstmord, Taylor wird überfallen, Freunde werden totgefahren...

Geschenkt: So oder so ähnlich passiert es in Dutzenden Krimis. Es ist ein Buch, in dem Rätsel und die Person des Aufklärers sehr dicht miteinander verwoben sind. Dabei nimmt Bruen auf Jack Taylor keine Rücksicht und lässt ihn durch jede Hölle gehen, die sich für einen Alkoholiker auftun kann: Jack Taylor steht am Rande des Abgrundes und des endgültigen sozialen Absturzes. Mit ihm hat Bruen eine Person geschaffen, die einen nicht mehr loslässt - nicht so einer dieser Westentaschenalkies a la John Rebus. Nein, Jack Taylor hält mit der Buddel auch dann noch voll auf das Gaspedal, wenn die Mauer schon deutlich vor seinen Augen auftaucht. Anders als bei den meisten der zeitgenössischen Krimis, bei denen die „komplizierte“ Persönlichkeit des Kommissars meist nur manieristisch wirkt, ist „The Guards“ auch ein Buch über Jack Taylor.

Es ist dann aber der Stil, der endgültig überzeugt: Noir meets poetry. Bruen schreibt sehr lakonisch. Viel Muskeln und kein Fett. Szenen, Empfindungen und Dialoge sind hingetupft und dicht. Und dennoch, sein Text kommt (meistens) vollkommen unangestrengt daher. Der Autor und sein Protagonist sind besessen von Büchern. Anders als Reginald Hill jedoch, versteckt Bruen seine Zitate nicht, sondern er prahlt mit ihnen und stellt sie ins Rampenlicht. Thomas Lynch, Ed McBain, Gustave Flaubert und viele andere machen seine Arbeit. Ihre Zitate halten den Text schlank und laden ihn gleichzeitig mit Bedeutung auf.

Es ist ein Buch für Literatur-Gourmets. Im Vergleich zur „White Trilogy“, mit der Ken Bruen bekannt wurde, ist es eigenständiger und hat sich von amerikanischen Vorbildern emanzipiert. „The Guards“ ist auch im deutschen Sprachraum eine große Verbreitung zu wünschen.

Dr. Bernd Kochanowski

Ken Bruen: The Guards. St. Martin Minotaur 2003. 291 Seiten, 12,50 € (bisher keine deutsche Übersetzung)

14. Februar 2006

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