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Alan Furst: Dark voyage

In Deutschland scheint nur Tobias Gohlis Alan Fursts Lied zu singen: Schon zweimal hat Gohlis dem Lob des Autors kostbaren Platz in seiner monatlichen Kolumne in der ZEIT zur Verfügung gestellt. Sehr groß ist ansonsten in Deutschland die Resonanz auf neue Bücher des Autors nicht. Zwei DKP aus den 80er Jahren zeigen, dass das einmal anders war. Der Edgar 1976 für den besten Erstling des Jahres bezeugt zudem, dass hier ein ehemaliges Talent und ein nunmehr routinierter Autor schreibt.

Dass Alan Furst hierzulande so relativ wenig gewürdigt wird, liegt womöglich daran, dass er „Spionageromane“ schreibt, also Bücher die von den Lesern klassischer Krimis immer etwas scheel, gewissermaßen als illegitime Verwandte angesehen werden. Einfach zu lesen sind seine Bücher nicht, sie blenden nicht durch vordergründige Aktion und aufgesetzte Spannung, sondern sie entwickeln eine ganz eigene Atmosphäre und durch die reduzierte Sprache eine kühle Spannung.

Wieder einmal lenkt Furst unseren Blick auf die sogenannten kleinen Begebenheiten im zweiten Weltkrieg. „Dark Voyage“ ist ein zu Wasser gelassener „Road Movie“. Das Buch erzählt die Geschichte eines holländischen Handelsschiffs, der "Noordendam" und seines Kapitäns im Sommer 1941. Der Reeder beschließt, dass es an der Zeit ist, gegen die deutsche Besatzung Flagge zu zeigen, und bietet den Briten die Dienste des Schiffs an. Erst fährt es im Auftrag der Briten übers Mittelmeer, dann mit einem Geheimauftrag ausgestattet über den Nordatlantik in die Ostsee.

Wenn auch ein Rätsel im klassischen Sinne nicht zu lösen ist, baut das Buch dennoch genug Spannung auf. Die Besatzung des Schiffes, genauso wie der Leser, tappt im Dunkeln und weiß nicht, wohin die Reise das Schiff führen wird. Die Zeiten sind gefährlich. Deutschland und seine Verbündeten dominieren und kontrollieren zu jenem Zeitpunkt des Kriegs den größten Teil der Seewege. Immer wieder wird das Schiff und sein Kapitän mit gefahrvollen Situationen konfrontiert. Und während das Schiff unterwegs ist, um seinen Geheimauftrag zu erfüllen, versteht der Leser nur zu gut, dass diese Aufgabe nur ein winzig kleines Mosaiksteinchen für die Entscheidung des Kriegs ist (wenn überhaupt), dass aber für die Besatzung ihr Leben daran hängt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Kapitäns. Auch er ist Holländer und gefangen in einer Weltsituation, die vielleicht die Flucht in eine kleine Romanze, nicht aber die Flucht in einen sicheren Hafen zulässt. Kein Held, aber ein Mann, moralisch integer, der zielstrebig seinen Idealen folgt und konsequent an der Erfüllung seiner Aufgabe arbeitet.

„Dark Voyage“ ist aus mehreren Gründen ein äußerst wohl geratenes Buch. Zum einen ist Alan Furst ein sehr guter Erzähler, der ganz ruhig und klar seine Geschichte entwickelt und uns am Ende, auch vom Aufbau her, vom Setzen der Spannungsmomente und der Darstellung der Personen überzeugt. Die Geschichte wirkt historisch stimmig und scheint den Geist der damaligen Zeit korrekt und atmosphärisch dicht wiederzugeben. Alan Furst ist aber auch ein Autor, dessen Sprache überzeugt. Sie erinnert an einen roten Burgunder. Wo der Wein dünn und unscheinbar wirkt und doch ausreichend Muskeln hat, um so lange haltbar zu sein, wie nur wenige andere, da wirkt die Sprache Fursts unscheinbar und doch ist sie voller Saft und Kraft.

Ein gelungenes Buch, keine Frage. Mehr noch vielleicht als bei seinem unmittelbaren Vorgänger wird hier eine abgeschlossene Episode erzählt, so dass das Buch noch etwas stimmiger wirkt. Wie alle Bücher Fursts führt es auch einen Subtext mit, der uns etwas über die Bedingungen des Krieg und seine Rückwirkung auf Einzelpersonen zu erzählen versucht. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wird mit einem reichen Lesevergnügen belohnt.

Dr. Bernd Kochanowski

Alan Furst: Dark Voyage. Phoenix 2005. 309 Seiten. 11,50 € (deutsch als "Die Stunde des Wolfs". Blessing 2005. 351 Seiten, 19,90 €)

18. April 2006

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