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Ein Roman aus der Gegenwart

„Es ist bei Gott eine Misère in der Welt,“ seufzte unser invalider Lieutenant, „die Dummheit hält das Heft der Thaten in beiden Händen, während der Verstand zur Rolle des müssigen Zuschauens verdammt ist.“

Was für eine Gegenwart! Es wird betrogen und intrigiert, unterschlagen und erpresst, bestochen und diskriminiert. Zweimal wird ungesühnt gemordet – einmal aus Habsucht, einmal zur politischen Vertuschung -, zwei „Märtyrer“ bleiben auf der Strecke, die Bedrängten, die Unterdrückten verabschieden sich am Ende resigniert in die Emigration. Und die Gegenwart geht weiter ihren bösen Gang.

Was für ein Roman! „Ein Roman aus der Gegenwart“, wie es im Untertitel heißt, jeder Gegenwart, möchte man bitter ergänzen, von einer Frau geschrieben, die mehr Hintern in der Hose hatte als die meisten ihrer männlichen Kollegen. Und die schreiben konnte; Handlungsfäden knüpfen und verknüpfen, Personen zeichnen, bisweilen ironisch, immer auf den Punkt. Kurz: Eine Bereicherung für jede Kriminalbibliothek wird das werden, wenn –

- und, Achtung, jetzt phantasieren wir ein wenig –

wenn dieser Roman baldigst in einem „richtigen“ Verlag erscheinen wird, in angemessener Auflage, angemessen beworben, sorgfältig editiert, die Sprache nicht „behutsam unserer Zeit angepasst“, vielleicht mit dem Sticker auf dem Cover: „Wenn Arno Schmidt dieses Buch gekannt hätte, er hätte es gnadenlos gelobt.“

- und, schnöde Gegenwart:

Hat er wohl nicht. Kein Sticker. Wozu auch. Kein Buch in einem richtigen Verlag. Die haben sich schon bei „Schwarzwaldau“ blamiert und werden es wieder tun. Man versteht sie. Schließlich muss zum 150sten Mal der „Michael Kohlhaas“ gedruckt werden oder ein flüchtiges Frou-frou der Sorte „Lesen und Vergessen“.

Wie heißt das Buch? Wer schrieb es? Verrate ich noch nicht. Vielleicht sollte man den Verlegern doch eine Chance geben, jedenfalls denen, die wissen, dass sie der Literaturgeschichte etwas schulden. Nicht viel, nur ein bisschen Gerechtigkeit. Nein, keine verstaubte Scharteke wartet hier auf ihre Wiederentdeckung, sondern ein moderner Roman, ein ewig aktueller, so gar nicht in seiner Belanglosigkeit und seinem Happyending erstarrter Krimi.

„Freilich, das Thier steht auch um so viel höher da als der Mensch hinsichtlich der Fürsorge, welche es sich von der Humanität zu erfreuen hat, besonders als der arme Mensch, - ihm wäre besser, nimmer geboren zu sein, denn schon sein erster Gruß wird mit Sorge und Angst empfangen. Man bemitleidet die armen Eltern mit ihrem Reichthum an Kindern und hält solchen Segen allüberall für den größten Fluch. Wehe dem Unglücklichen, der im Schooße der Armuth geboren, nur für ihn sind die Gesetze, nur ihn umspannt ihr eiserner Ring von der Wiege bis zur Gruft.“

Wer sich für den Fortgang dieses Projekts und einiger anderer interessiert, sei freundlichst an die Seite der → Criminalbibliothek des 19. Jahrhunderts verwiesen.

dpr

10. April 2006

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