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Wenn Männer leiden

wickius.GIF

(Auch wir haben jetzt endlich unseren Serienhelden. Kommissar Wickius: erfahren, helle, vor allem aber: belesen. Er kennt die Verbrechens- und Kriminalliteratur der letzten ca. 2500 Jahre in- und auswendig, er löst jeden Fall, indem er das literarische Muster dafür sucht. Und Sie? Wissen auch Sie, welche klassischen Fälle den hier in loser Folge geschilderten Mordtaten zu Grunde liegen? Dann nichts wie ran an die Kommentarfunktion!)

„SCHEISSE! Alles SCHEISSE!! Die Welt!!! SCHEIS-SEEEEE!“

Der Mann im weißen Kittel lächelte entschuldigend. „So geht es halt manchmal zu in Psychiatrien, Herr Kommissar. Man gewöhnt sich dran.“

Kommissar Wickius nickte bedächtig. „Warum sollte es bei Ihnen anders sein als in der Welt, dem größten Irrenhaus?“

Doktor Sporn nickte irritiert zurück. „Ja, ja, Sie in Ihrem Beruf sehen natürlich...aber unsere Verrückten sind keine Mörder.“

Wickius stand auf. „Das war das Stichwort, Herr Doktor. Im Garten Ihrer Einrichtung ist ein Mord geschehen. Eine Frau, bestialisch geschlachtet. Messerkünstler. Elfriede Gotthelf. Nie gehört den Namen? Nie gesehen das Opfer?“
Auch Dr. Sporn erhob sich jetzt und wanderte im Zimmer auf und ab, ein leichtes Grübeln in der Mimik.

„Nein. Tut mir leid. Ist mir unerklärlich. Der Garten übrigens für jedermann zugänglich. Wir sind hier schließlich kein Gefängnis.“

„Natürlich nicht“, bestätigte Wickius. „Vielleicht eine Patientin aus einem anderen Bereich? Herz, Leber, Lunge?“
Dr. Sporn setzte sich vor seinen Computer, tippte routiniert Buchstaben und Zahlen. „Das haben wir gleich, Herr Kommissar. Unsere Universitätsklinik ist schließlich vernetzt. Wie sagten Sie? Gotthelf, Elfriede? Hm, nein...aber einen Gotthelf gibt es in der Inneren. Werner. Ob da vielleicht?“

„Sie haben mir sehr geholfen, Herr Doktor. Wie komme ich in die Innere?“

„UND WISSEN SIE, WAS MAN HIER FÜR KÄSEBROTE VERLANGT? VIER EURO! UND SCHEIBLETTEN SINDS AUCH NOCH! SCHSCHSCHSCHEISSSÄÄÄÄ-ÄÄ“

Wickius blies energisch die Luft aus der Lunge, als sich die Tür der psychiatrischen Abteilung hinter ihm schloss. Dann doch lieber die stillen Mörder, dachte er und trat, von finsteren Gedanken (Ehefrau, Karriere, Gesundheitsreform) geplagt, ins Freie. Viel Wind aus nördlicher Richtung.

***

Der Krankenpfleger war ein Klotz von Mann. Zwei Meter, zwei Zentner und zwanzig Kilo Wampe obendrauf. Wirkte aber ruhig und sanft. Langsam schlenderte er über den Flur, damit die einhundertzweiundsiebzig Zentimeter Wickius Schritt halten konnten.

„Mein Gott...Frau Gotthelf? Ja, ja, Ihr Mann liegt hier...schwere innere Verletzungen, von den äußeren gar nicht zu reden. Prellungen, Verstauchungen...“

„Unfall?“

Der Riese zögerte und blieb stehen.

„Nun ja...wie soll ich sagen...ja, das heißt: eigentlich nein.“

„Ja, nein? Eigentlich was?“ fragte Wickius ungeduldig.

„Es ist so, Herr Kommissar: Herr Gotthelf wurde vorige Woche in die Notaufnahme gebracht. Von der Polizei übrigens. Die war wohl von Nachbarn gerufen worden, weil...nun, weil eben...Ruhestörung, verstehen Sie? Ein häuslicher Konflikt.“

„Ich verstehe NICHT. Wollen Sie sagen, dass ihn seine Frau...“

„Genau das. Was nicht überrascht. Herr Gotthelf ist 55 Jahre alt, Bilanzbuchhalter, einssechzig groß, sehr schlank. Und seine Frau...Sie haben sie ja wohl gesehen.“

Und ob, dachte Wickius. Die Physiognomie einer Ringkämpferin, gute Einsachtzig, wahrscheinlich immer doppelte Mahlzeiten mit viel Schmalz und Butter.

„Hat Frau Gotthelf ihren Mann besucht?“

„Einmal. Es war schrecklich. Fünf Minuten. Danach musste ich die Frau aus dem Zimmer weisen. Sie hat ihm gedroht. Warte mal, wenn du wieder heimkommst und solche Sätze. Der Mann stand am Rande eines Herzinfarkts.“

***

Zwei Stunden später im Büro.

„Der Mann kanns nicht gewesen sein, der ist bettlägrig.“ kombinierte Polizeiassistent Oberschiller und begutachtete seine gefeilten Fingernägel. Wickius nickte unmerklich.

„Das wird ein schwieriger Fall!“ stöhnte Oberschiller und schaute gespannt zu seinem Chef, der sich erhoben hatte, den Mantel anzog und im Begriff stand, Feierabend zu machen.

„Sie machen Schluß für heute, Chef? Und wie geht’s weiter? Ich tippe ja auf einen von diesen Verrückten in der Klapsmühle. Sollen wir die alle verhören?“

Wickius, schon in der Tür, drehte sich um.

„Wozu denn, mein Lieber? Der Fall ist doch abgeschlossen. Ich gehe jetzt bei der Staatsanwaltschaft vorbei und lasse mir den Haftbefehl ausstellen.“

Oberschiller öffnete den Mund zu einem sprachlosen O.

„Ja, ja“, winkte Wickius ab, „Sie mit ihrer literarischen Unbildung. Hätten Sie das Buch gelesen, wüssten Sie auch, wie es gewesen sein muss und wer es gewesen sein muss. Gibt’s als Taschenbuch übrigens. In jeder Buchhandlung vorrätig. Bestseller. Schönen Abend noch.“

dpr

16. Oktober 2006

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