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Die dicken Krimis

In Mailand, habe ich gehört, dürfen jetzt Models, die aussehen wie mit Haut umspannte Kleiderständer, nicht mehr auf den Laufsteg. Weg mit den Hungerhaken, mehr Form, mehr Inhalt, bitte. Gut so. In Deutschland, lese ich gerade, will man übergewichtige Kriminalromane abspecken lassen. So jedenfalls steht es →hier und →hier, ja sogar →dort regt sich Unmut über die Wabbelkrimis und eigentlich ist das so wie in Mailand: mehr Form, mehr Inhalt, weniger Füllstoff.

Dass Krimis zu dick, zu langatmig sind, hat mehrere Gründe. Einmal den, dass in Zeiten des gepflegten Serienmordes sieben Leichen ihr Erzählquantum beanspruchen. Dann den, dass der Trend, nicht nur einen, sondern gleich mehrere Fälle innerhalb von zwei Buchdeckeln auszubreiten, nicht aufzuhalten ist, siehe Stuart McBrides „Die dunklen Wasser von Aberdeen“ oder Thomas Kasturas „Der vierte Mörder“. Die Mutter aller kriminalliterarischen Fettleibigkeit ist allerdings SIE: die Tendenz, den Schwerpunkt der Erzählung vom Verbrechen auf den Ermittler zu legen, auf sein Team gar.

Früher war es nämlich so: Ein Mord geschieht, ein Kommissar ermittelt, er hat seine Paladine um sich, die zumeist nicht mehr sind als hinskizzierte Lemuren. Der Held selbst hat eine Frau, ein Laster, ein paar sonstige Eigenarten, das wars denn aber auch schon. Macht summa 200 Seiten, die dem Eigentlichen des Krimis gewidmet sind: der Tat, dem Täter, den Folgen, den Opfern, der Aufklärung.

Heute ist das leider so: Ein Mord geschieht, ein Kommissar ermittelt. Aber nur in den Atempausen, die ihm die Turbulenzen der eigenen Existenz gönnen. Er hat eine Frau – aber die geht fremd oder versteht ihn nicht, er hat keine Frau, dafür eine Freundin, meistens hat er jedoch eine Exfrau, eine Exfreundin, eine drogensüchtige Tochter, einen hinterhältigen Bruder und einen Vater, der an Alzheimer erkrankt ist. Das schlaucht richtig. Es macht aber noch etwas viel Schlimmeres: Es löst Gedanken aus, es lässt räsonnieren, alle Themen des ach so komplizierten Lebens entfalten sich im Kopf des Kommissars, der gottlob ein Team um sich hat, das die Arbeit macht – nein, falsch, denn auch dieses Team besteht längst nicht mehr aus den Lemuren, es sind jetzt ausgewachsene Menschenaffen, die Ärger mit der Frau, der Freundin, der Tochter, dem Sohn, dem Vater, dem Nachbarn, dem Finanzamt, der Mafia haben und ihrerseits zu räsonnieren anfangen...

Das, versteht man, kostet Zeit, kostet Seiten. Der eigentliche Fall wird dann nur noch nebenbei abgewickelt, das, was er eigentlich aufrollen sollte, das Leben und die Wirklichkeit, sind ihm ja abhanden gekommen, das alles befindet sich längst in den räsonnierenden Hirnen der Ermittler, wo die Plattitüden wie Eisberge gegeneinander krachen und zu den winzigen geistigen Eiswürfeln zerbröseln, die sie von Natur aus eigentlich auch sind.

Nun ja. Gerade kommt ein neuer Roman von Reginald Hill ins Haus, über 500 Seiten. Man flucht: Warum schreibt der Mann keine 1000-Seiter? Der nämlich kanns.

dpr
(geschrieben mit deaktivierter Autokorrekturfunktion)

11. Januar 2007

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