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Krimi, Sprache, Notizen
Sprache und Krimi: das Thema des zweiten Heftes von makro scoop. Ein Fass ohne Boden, denn wer sich mit Krimisprache beschäftigt, sollte sich vorab mit Sprache auseinandersetzen. Ein paar lose Gedanken vorab.
Sprache ist mehr als Wortschatz und Grammatik. Sie ist auch mehr als Rhythmus und Wohlklang, mehr als einfach nur „Stil“, mehr als ein Gefäß für hehres Gedankengut, mehr als bloßes Transportmittel sowieso. Sprache ist gleichermaßen Gestaltungs- wie Kommunikationsinstrument, die „Inhalte“ aber, die es da zu gestalten und zu vermitteln gilt, konstituieren nicht nur Handlung. Sprache kann mehr, Sprache tut mehr. Sie ist unfassbar, kein Wert an sich. Wie so oft ist es unmöglich, ihren Idealzustand (oder Zustände, die einem Ideal nahekämen) zu beschreiben. Viel einfacher ist es, ihre vermurkste Anwendung zu erkennen.
Historisch. Die ersten Autoren von „Krimis“ waren geübte Stilisten. Nicht unbedingt glänzende, aber sie standen in einer literarischen Tradition. Adolph Müllner, dessen „Der Kaliber“ von 1828 eine Ahnung von „Krimi“ gab, besaß als Dramatiker einiges an gutem Ruf (von dem heute nichts mehr geblieben ist; aber das ist eine andere Geschichte). Über den Stilisten Edgar Poe brauchen wir hier kein Wort zu verlieren. Aber auch ein Carl von Holtei („Schwarzwaldau“, 1856) wurde nicht als Krimischreiber geboren, sondern verfasste in den ersten fünf Jahrzehnten seines Daseins Theaterstücke, Lyrik, kürzere wie längere Prosa. Engländer wie Dickens oder Collins erwähnen wir nur. Auch sie hatten keine „Krimisprache“.
Will sagen: Die Sprache des Kriminalromans entwickelte sich aus der Sprache der allgemeinen Literatur heraus. Und die war im Umbruch. Sie wurde „realistischer“, was schlicht an den Inhalten lag, die es zu gestalten, zu vermitteln galt. Erste Beispiele finden wir in Deutschland dort, wo „Spätromantik“ draufsteht. Die späten Novellen von Ludwig Tieck, Mörickes „Maler Nolten“, Immermanns „Münchhausen“, wo wir zwei Handlungsstränge antreffen, deren einer dabei ist, sich aus der Romantik zu lösen, während der andere noch etwas zögerlich seinen Fuß auf den Boden des Profanen und Alltäglichen setzt.
Es wird nicht überraschen, dass die Noch-Gleichzeitigkeit von romantischer und realistischer Sprache ein idealer Boden für die Sprache der Kriminalliteratur wurde. Das Grauen, der Schauder, das Mysterium: romantisch. Die Welt, in der die Verbrechen stattfanden: schon realistisch. Holteis „Schwarzwaldau“ kann hierfür als prächtiges Beispiel gelten, wobei man sich nicht von „literarischen Epochen“ irritieren lassen sollte. Die Sprache der Romantik wurde nicht einfach ad acta gelegt, um die Sprache des Realismus als neue stilistische Sau durchs poetische Dorf zu treiben. In der Kriminalliteratur vor allem haben diese beiden ineinander verschränkten Sprachwelten viel länger überlebt. Ja, bis heute eigentlich.
Reden wir von der Sprache des Krimis, dann reden wir gezwungermaßen von ihrer Trivialisierung. Das aber ist nicht so einfach, wie es scheint. Wenn nämlich stimmt, was zu Beginn dieser Notizen behauptet wurde, dass Sprache per se nicht mittels Qualitätsschablonen zu bewerten ist, dann ist der bloße Umstand einer TRIVIALEN Sprache ebenfalls nicht ausreichend, ihren Wert zu bestimmen. Trivial meint nur: Die Sprache ist leicht verständlich, vorwiegend versatzstückhaft, auf die Vermittlung äußerer Effekte justiert.
Viele der Autoren, die etwa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Kriminalromane schrieben – und zwar nicht selten massenhaft! – konnten sich einer höheren humanistischen Bildung rühmen. Was nun zwar kein Garant für Sprachgüte sein kann, es aber doch wahrscheinlich macht, dass sie genügend Sprachgefühl besaßen, literarisch begüterte Sprachkonzepte wenigstens zu imitieren, ohne sich vollständig lächerlich zu machen.
Heutige AutorInnen, die sich einer „anspruchsvollen Sprache“ bedienen, tun aber genau das: Sie machen sich lächerlich. Viele jedenfalls. Sie sind Opfer – und zugleich Täter – einer Sprachverderbtheit, die sich im Wahnwitz von Formulierungen wie „gutes Deutsch“ oder „literarischer Stil“ verbirgt. Sie stehen in Konkurrenz zu jenen KollegInnen, bei denen Sprache einfach nur „flutschen“ muss, ohne den Hauch einer Ahnung von dem, was Sprache zu leisten vermag – auch wenn sich kein flüchtiger Leser durch sie ohne intellektuellen Widerstand schmökert.
Das sind Eckpunkte. Mehr darüber in „makro scoop 2“, der kleinsten feinen Krimizeitschrift, die man →hier bestellen kann. Aber nur alle drei Hefte des Jahres 2007 gemeinsam. Ohne weitere Abo-Verpflichtung. Für zusammen 6 Euro (die Digitalausgabe als PDF-Dokument) beziehungsweise 12 € (die Papierausgabe, die Digitalausgabe gibt’s gratis dazu, Porto und Verpackung inklusive).
dpr
1. August 2007
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