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Nancy Pickard: The Virgin of Small Plains

Dieses ist die dritte Besprechung eines der Kandidaten für den Edgar des Jahres 2007, Kategorie „Bestes Buch“.

„The Virgin of Small Plains“ von Nancy Pickard ist in den USA sehr erfolgreich und auf den Nominierungslisten der meisten amerikanischer Krimipreise zu finden. Den Agatha Award, der vom Publikum des Malice Domestic Convent vergeben wird, einem jährlichen Treffen von Krimilesern, die dem konventionellen „Rätselkrimi“ anhängen, hat das Buch schon für sich entschieden. Nun, Agatha Award ... das klingt nicht nach avantgardistischer Deutung des Genres, nach innovativer Sprache oder nach schonungslosen Analysen aus den sozialen Brennpunkten der Städte Amerikas ... und in der Tat, nach solchen Merkmalen wird man vergebens suchen. Was aber nicht bedeutet, dass „The Virgin of Small Plains“ ein oberflächlicher oder zwangsfriedlicher Roman ist.

Die Gegenwart in Small Plains, Kansas ist grau: Dem Ort geht es wie vielen kleineren Städten. Zukunftsindustrien halten sich woanders auf, die wirtschaftliche Situation ist schwierig. Der einzige Lichtblick sind die Besucher, die in die Stadt kommen. Ihr Ziel ist „The Virgin“, eine unbekannte junge Frau, die in den 80er Jahren tot im Schnee aufgefunden worden war und auf dem Friedhof des Ortes begraben liegt. Heilen könne sie, so raunen sich die Kranken zu und im Internet (wo sonst, möchte man meinen, werden die Heilserwartungen so befriedigt wie dort !) fänden sich genügend Beispiele, die dieses belegten.

Das Buch blendet immer wieder zurück, in die Zeit als die Unbekannte, wie sich bald herausstellt, im Ort noch nicht so unbekannt war. Bis Mitch, der Sohn des Richters im Ort, von Mädchen heiß umworben und doch seit Kindesbeinen Abby, der Tochter des lokalen Hausarztes treu ergeben, am Ende des Tages, an dem die Unbekannte vom Sheriff und seinen beiden jugendlichen Söhnen tot aufgefunden wird, seine Heimatstadt und seine große Liebe verlassen haben wird. Denn er hat etwas beobachtet und sein Vater meint, ihn schützen zu müssen.

Was immer auch geschehen sein mag, es hat die Menschen verändert. Die Elterngeneration und die der erwachsenen Kinder, sie wurden einander fremd. Und als sich viele Jahre später die Frau des Richters ebenfalls im Schnee verliert, reißen die alten Wunden auf und die Generation der Kinder, mittlerweile nun selber in Verantwortung, fängt an, sich mit dem Mythos der Jungfrau zu beschäftigen.

Die Aufklärung der Vergangenheit, eine überschaubare Zahl an Handelnden, allesamt wichtige Persönlichkeiten des Ortes ... das sind Charakteristika eines Cozys. Aber, liebe Hardboiler, liebe Noiristas, das ist natürlich kein Grund, dieses Buch nicht zu lesen.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, der Übergang von einer Erzählperspektive zur nächsten, die Entwicklung des Plots und der langsame Aufbau der Spannung über das Buch und die kurzen Spannungsspitzen in einzelnen Szenen zeugen von nichts weniger als Könnerschaft. Pickard zeichnet ihre Personen glaubwürdig und stimmig, mit ihnen sympathisierend, aber nur da auch sympathisch, wo es passt. Diese Personen sind es, die dem Buch Herz und Tiefe geben. An Ihnen lässt sich der Wandel der Zeit festmachen.

Das Alles fügt sich zu, nicht Neues übrigens bei Pickard, zu einem realistischen Abbild einer Kleinstadt ... die so auch fast im Oberbayrischen stehen könnte. Schmuckstück dieses Buches ist aber seine Sprache: Nicht jugendlich aufdringlich und exaltiert kommt sie daher, nicht üppig schwülstig, sondern reich an Metaphern und Bildern und mit einer Darstellung der Landschaft, die diese würdigt und die Verwurzelung der Menschen in ihr offenbart.

Es ist schon erstaunlich, wie weit das Konzept des Agathas tragen kann. Unter den Krimis moderneren Zuschnitts findet man nicht viele, die genauso spannend sind und deren Sprache so viel Vergnügen bereitet. Und wenn man genau hinschaut, sieht man auch, dass die Welt von Nancy Pickard im Allgemeinen und Small Plains im Besonderen nicht so heil ist, wie es der Gewinn des Agathas vielleicht vermuten ließe.


Dr. Bernd Kochanowski

Nancy Pickard: The Virgin of Small Plains. Hodder & Stoughton 2006. 320 Seiten. 9,60 € (deutsch: “Schneeblüte”, Rowohlt 2007. 408 Seiten. 8,90 €)

7. August 2007

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