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Mordhandwerk 1910 – die Weihnachtsedition

Der Hinternet-Weihnachtsshop bietet auch in diesem Jahr das absolute Must-Have für den traditionsbewussten Krimifreund. Wie mordete die deutsche Hausfrau 1910? Vier nützliche Gebrauchsgegenstände für das weibliche Verbrechenshandwerk bieten wir als hochwertige Neuauflage in exklusiver Edition zum unglaublichen Cannot-Resist-Preis von nur 499 €!

Auch die deutsche Hausfrau der Wilhelminischen Ära wurde nicht als Mörderin geboren, sondern musste ihr Handwerk zunächst am weniger moralisch belasteten Objekt lernen. Der Ratte nämlich, der richtigen Ratte, nicht dem Ehemann, der sinnbildlichen Ratte, die es in den Folgeschritten zu beseitigen galt.

Zu Übungszwecken hoch geeignet die „Elektrische Rattenfalle“ der Firma Neuheiten-Industrie-Pfliff G.m.b.H., Charlottenburg 5, Oranienstraße 11. Das formschöne Teil lockt die lästigen Nager in sein Inneres – und damit in sein Verderben. „Hat das Tier die Falle betreten, so gibt es kein Entrinnen, das Tier schließt selbst den elektrischen Strom und ist in wenigen Sekunden getötet. Bei dieser elektrischen Hinrichtung fällt jede Verunreinigung der Falle fort, da das Tier nicht der Todesangst, wie durch Schlageisen, Schnappfallen usw., ausgesetzt ist.“

ratten.jpg


Hat nun die deutsche Hausfrau ausreichend exekutiert und sich an das Töten gewöhnt, kann sie sich dem eigentlichen Ziel ihrer Ausbildung widmen: dem rattenmäßig unnützen und nervigen Ehemann. Doch auch hier soll sie nicht mit der Tür ins Haus, sprich mit dem Messer in den Bauch des zu vernichtenden Subjekts fallen. Ihre ersten Morde verübt die deutsche Frau selbstverständlich durch Verabreichung von Gift in kleinen Dosen, welche schließlich ihr Werk zuverlässig verrichten. Doch wo bewahrt man dieses Gift auf? In unverdächtigen, ausschankfertigen Likörflaschen, natürlich. Was aber nicht ungefährlich ist, denn die Versuchung ist „außerordentlich groß, davon etwas zu kosten, nicht nur daß naschendes Dienstpersonal daran nippt, es trinkt auch die Hausfrau oder der Hausherr öfters daraus, als es notwendig ist“.

1910_gift.jpg

Um also die gefährliche Ware vor unbefugtem Genuss zu sichern, braucht es das „verschließbare Likörservice TANTALUS" der Dresdner Firma Stöckig und Co. „Dieses Service wird für drei oder für mehr oder auch für weniger Flaschen geliefert, glattes Silber ist mit feingeschliffenem Kristallglas zu einem harmonischen Ganzen verbunden, es gibt keine Gelegenheit zum Nippen, denn die sinnreiche Vorrichtung, mittels der man das Herausnehmen und Öffnen der Flaschen verhindern kann, läßt den, der nicht im Besitz des Schlüssels ist, wahrhafte ‚Tantalusqualen’ empfinden."

Und so soll es schließlich auch sein. Wer wann und wie krepiert, entscheidet die Frau des Hauses.

Irgendwann jedoch ist das Töten mit Gift zu langwierig und unsicher. Die deutsche Frau, an dem Umgang mit Haushaltsgerät gewöhnt, greift zum Messer und vollbringt ihr Werk auf Männerart. Nur – wie das Mordgerät reinigen, um es hernach zum Herrichten des Weihnachtsbratens zu nutzen? Hier erweist sich die „Messerputzmaschine FRAUENSTOLZ“ der Firma Louis Paul und Co. aus Radebeul-Dresdnen als unverzichtbarer Helfer. „Als besonderer Vorteil muß erwähnt werden, daß bei der neuen Putzeinrichtung die Messer stets scharf erhalten bleiben und niemals stumpf werden, eine Erscheinung, die bei Verwendung von Gummiringen sehr unangenehm empfunden wird.“

1910_messer.jpg

So ist es. Und mit dem so immerscharfen Gegenstand geht die deutsche Hausfrau nun über zur Königsdisziplin ihres ehrbaren Handwerks, dem fachgerechten Zerlegen des Gemahls.

Doch ach, wie sieht der Tisch nachher aus! Überall Blut, und glänzte auch der Ermordete zu Lebzeiten nicht durch besondere Leistungen seines Gehirns, so liegt auch dieses in kaum erwarteten Mengen überall herum. Reinigung tut not; doch wie?

Wir empfehlen den „kombinierten Küchen- und Aufwaschtisch“ der Vereinigten Eschebachschen Werke in Dresden. „Die praktische Neuheit wird bei unseren Hausfrauen eine gute Aufnahme finden, da schon ein Blick auf die umstehend abgedruckte Illustration genügt, um die außerordentlichen Vorteile eines solchen kombinierten Küchen- und Aufwaschtisches erkennen zu lassen."

1910_wasch.jpg

Kein Zweifel. Die Leiche wird auf dem Tisch zerlegt und fortgeschafft, sodann die Aufwaschvorrichtung hervorgeholt, um die verunreinigte Platte ohne größere Umstände und Hin-und-Her-Rennen für die angenehmeren Tätigkeiten des Hausfrauenlebens herzurichten.

Es kaum nicht daran gezweifelt werden, dass auch die neuzeitliche deutsche Hausfrau, welche häufig genug durch die Doppelbelastung Ehe – Beruf zeitlich prekär ist, diese altbewährten Hilfsmittel mit jener Freude begrüßen wird, die 1910 allenthalten durch die Gauen schallte. Bestellen Sie also noch heute die vierteilige, originalgetreue Edition „Mordhandwerk 1910“, das ideale Geschenk für weibliches Sinnen und Trachten.

dpr

Abbildungen und Zitate aus: „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“, Juli und September 1910

3. Dezember 2007

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