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Leser fragen: Der kleine Unterschied

Liebe Redaktion! Ich habe jetzt 492 Krimis gelesen und möchte es endlich wissen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen "cozy", "Regiokrimi", "hardboiled" und "noir"? Wenn Sie mir das bitte kurz erläutern könnten? Aber bloß nicht theoretisch! Ich bin schließlich nur Krimileser! Ihr treuer Fan A.K. aus X.

Lieber A.K. aus X.! Es ist im Grunde ganz einfach und leicht zu merken. Zeigen wir es an einem plastischen Beispiel. Folgender Plot: In Themmingworth-up-Manor, einem idyllischen Dorf in Mittelengland, wird der stets mürrische und geizige Gutsbesitzer Luther Boring mit einer Mistforke erstochen. Die etwas ältere, auch schon etwas schrullige Dorfjungfer Miss Kathrina Cross beginnt mit ihren Schnüffeleien, äh: Ermittlungen. Sie findet heraus, dass nur fünf Personen für die Tat in Frage kommen. Am Ende stellt sie dem Täter eine Falle (inzwischen hat es sieben weitere Tote gegeben): Es ist kein anderer als Bernhard Alderson, den Luther Boring einmal ganz schön betrogen hat, als beide noch verdammt jung waren. – Das, lieber A.K., wäre ein "cozy".

Würde man den Plot für einen Regiokrimi verwenden, müsste folgendes beachtet werden: Zunächst einmal dürfte die Geschichte nicht in Themmingworth-up-Manor spielen, denn das gibt es nicht und hat folglich keine Einwohner, die das Buch kaufen könnten, weil es in Themmingworth-up-Manor spielt. Das "Setting" müsste nach Berlin zum Beispiel ausgelagert werden. Ermordet wird nun der stets mürrische und geizige Computerhändler Martin Stöhrmann, anstelle der Dorfjungfer Kathrina Cross übernimmt die junge, pfiffige und gelegenheitspromiske Privatdetektivin Monika Putze den Fall. Sie fährt kreuz und quer durch Berlin und erzählt uns interessante Dinge, zum Beispiel, dass im "Französischen Viertel" viele idyllisch gelegene Straßencafés zum Verweilen einladen und prima Latte anbieten. Der Täter ist Gerhard Wunder, der vorhat, in Berlin eine Atombombe zu zünden, was Martin Stöhrmann herausgefunden hat, weswegen er dann sterben musste etc. Den Übeltäter stellt Monika Putze nach einer wilden Verfolgungsfahrt durch Berlin, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.

Kommen wir zum Hardboiled. Der kann durchaus auch in Berlin spielen, aber auch anderswo, bloß nicht in Themmingworth-up-Manor, denn das ist keine Großstadt, und eine Großstadt sollte es schon sein. Für das "Französische Viertel" nehmen wir jetzt lieber Kreuzberg oder den Prenzlauer Berg. Dort wird der Zuhälter Atze Majerkowski ermordet, sein profitabelstes Pferdchen, die stets traurige Gerlinde Möhl, engagiert den stets abgebrannten und versoffenen, dazu geschiedenen Privatermittler Kevin Hirsing, dessen Tochter gerade einen Drogenentzug abgebrochen hat und irgendwie auch im Rotlichtmilieu untergetaucht ist. Hirsing schlägt sich nun – im Wortsinn – durch Berlin. Mit einem gebrochenen Nasenbein und nach einer wilden Nacht mit Gerlinde Möhl, die möglicherweise seine Schwester sein könnte, weil man nicht so genau weiß, wie turbulent Mamis Liebesleben früher war, stellt Hirsing den Täter: Es ist der Polizeipräsident persönlich, der wie Majerkowski aus Themmingworth-up-Manor stammt und von diesem in jungen Jahren um die Baupläne für eine Atombombe betrogen wurde.

Bliebe noch der "noir". Der Noir ist etwas ganz besonderes. Er kann, wie der cozy, durchaus in Themmingworth-up-Manor spielen, muss aber nicht. Es darf auch Berlin sein, aber bleiben wir bei Themmingworth-up-Manor. Hier wird der stets mürrische und geizige Gutsbesitzer Luther Boring – siehe oben – ermordet, als er gerade die Atombombe scharfmacht, mit der Themmingworth-up-Manor dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Die Bombe bleibt während der gesamten Handlung scharf, ist mit einem Zeitzündermechanismus ausgestattet und wird am Ende hochgehen (das steht schon auf dem Cover, weil dem Texter nichts anderes eingefallen ist, um klarzumachen, dass es sich hier um einen "noir" handelt). Wieder beginnt die alte Dorfjungfer Kathrina Cross zu ermitteln. Aber eigentlich ist sie keine alte Dorfjungfer, sondern eine alte Kinderschänderin, die das "Französische Viertel" in Berlin fluchtartig verlassen musste, nachdem sie sämtliche Insassen des dortigen Jean-Patrick-Manchette-Knabengymnasiums mit HIV infiziert hat. Cross findet heraus, dass die Welt in Themmingworth-up-Manor abgrundtief schlecht ist. Das Dorf wird von der Mafia kontrolliert, die zugleich die deutsche Regierung unterwandert hat, deren Mitglieder einen Drogenring leiten und unter anderem ehrbare Töchter versoffener Berliner Privatdetektive abhängig machen und auf den Strich schicken. Die Atombombe, welche Luther Boring zünden wollte, sollte als moralische Strafe alle Sünde hinwegfegen. Am Ende stellt sich heraus, dass Luther Boring gar nicht ermordet wurde, sondern beim Scharfmachen der Bombe über seine Katze stolperte und sich an der Bombe den Schädel eingehauen hat. Man kann die Bombe auch leicht entschärfen, indem man den Schalter von "scharf" auf "entschärft" stellt. Doch bevor Kathrina Cross dies tun kann, stirbt sie an Aids. Die deutsche Bundesregierung lässt die Leiche verschwinden, transportiert die Bombe nach Berlin und lässt sie dort hochgehen, damit ihre Machenschaften nicht ans Tageslicht kommen. Das ist "noir", schwärzer geht’s gar nicht mehr.

Wir hoffen, lieber A.K. aus X., Ihre Frage damit zufriedenstellend beantwortet zu haben. Bleiben Sie uns weiterhin gewogen!

dpr

28. Mai 2009

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