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Eine düstere Prognose

Ein dramatischer Hilferuf erreichte uns vom Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und –autoren. In einer Pressemitteilung („Dringend!“ „Lebenswichtig!“) wird auf den drohenden Fachkräftemangel des Berufsbildes Spannungsproduktion hingewiesen, schon heute seien Stellen nicht mehr mit einheimischem Personal zu besetzen. „Es sieht düster aus“, lautet das niederschmetternde Fazit.

Die Situation ist kompliziert. Während sich auf dem Lande die Praxen der AutorInnen von Regionalkrimis dicht an dicht drängen, herrscht bei den eher urbanen und globalen Themen schon jetzt Unterversorgung. Aufsehen erregte neulich eine PR-Aktion des Rotbuch Verlags Berlin, der in großformatigen Anzeigen „Krimiautoren für das Thema Hartz IV“ rekrutieren wollte, bislang ohne Erfolg. Man liebäugelt nun damit, einen arbeitslosen schwedischen Autor mit dem Thema zu betrauen, „Basiskenntnisse der deutschen Sprache Voraussetzung“, damit wenigstens das Niveau der meisten deutschen Fachkräfte nicht unterschritten wird.

Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Bewährte Autoren wie D.B. Blettenberg oder Frank Göhre stehen kurz vor der Rente, ihre Themen „internationale Settings“ und „großstädtische Kriminalität“ harren würdiger Nachfolger. Auf der anderen Seite verlassen immer mehr gut ausgebildete AutorInnen das Land und erliegen den Verlockungen fremdländischer Arbeitsbedingungen. Der hierzulande eher unauffällige Dieter Paul Rudolph reüssiert derzeit in Spanien und denkt nicht im Traum an eine Rückkehr. „Deutschland? Ich scheiß drauf. Hier in Marbella gibt es Party ohne Ende, Geld ohne Ende und blutjunge Philologiestudentinnen ohne Ende. In Deutschland hingegen: Korrupte und geistig impotente Kritiker, ein daniederliegendes Verlags- und Buchhandelswesen, brunzdumme Leser und steinalte Groupies.“ Spricht’s – und springt mit erigiertem Mittelfinger in die Fluten des beneidenswert pisswarmen Mittelmeers.

„Ein typischer Fall“, kommentiert Isegrimm Fröhlich, Intimkenner der deutschen Krimiszene. „Jemand wie Rudolph, ein ausgebildeter Spezialist für ruppigen Krimisex in arnoschmidtesker Technik, wird schmerzlich vermisst.“ Fröhlich kann aber auch mit Lösungsvorschlägen aufwarten. „Ich sehe nicht ein, dass Arbeitslose, die in Altersheimen Alzheimerpatienten aus Krimis vorlesen, nicht auch welche schreiben könnten. Gerade auf den Feldern „soziale Kälte“ und „Korruption, Dummheit, Bürokratie – hier wächst zusammen, was zusammengehört“ bringen sie doch einschlägige praktische Erfahrungen mit. Voraussetzungen: Die Hürden für Berufsanfänger müssen gesenkt werden. Garantierte Mindestabnahme von 10000 Exemplaren des Debüts, der Glauser-Preis als obligatorische Starthilfe in die Karriere, garantierte Spitzenplätze auf der Krimi-Bestenliste – das müsste doch zu schaffen sein!“

Die Wirklichkeit sieht anders aus, wie auch der Notruf des Syndikats belegt. Brancheninterne Umschulungen – Hausfrauen zu Spionageexpertinnen, dilettierende Elektroingenieure auf den Spuren von David Peace und James Ellroy -, der bedrohlich steigende Import von urbaner und globalisierter Kriminalliteratur, Zwangsumsiedlungen ländlich beheimateter RegionalkrimiautorInnen (Klaus-Peter Wolf von der Nordsee nach Duisburg, zehn Allgäukrimischreiber an die sozialen Brennpunkte von Berlin-Wedding und Düsseldorf-Kö), all das ist gut gemeint, aber letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der das Fass zum Überlaufen bringt und das Kind mit dem Bade ausschüttet, so dass es in den trockenen Brunnen fällt. Die Zukunftsaussichten? Wahrhaft düster. Die schwarzgelbe Koalition? Wie gehabt mit sich selbst beschäftigt. Dpr? Gerade mit einer blutjungen Philologiestudentin am Sonnenstrand von Marbella beschäftigt. „Morgen schreibe ich einen 1A-Krimi über die sozialen Unruhen in Spanien! Deutschland? Wo liegt das?“

Traurig, traurig.

dpr

3. Juli 2011

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