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Crime School: Lektion 2

Beim Schreiben ist mir der Leser piepegal.
Hat da einer „arrogantes Arschloch!“ gerufen?
Beim Schreiben habe ich nur ein Ziel: Dass der Leser die Lektüre nicht bereuen möge und vielleicht etwas erfahre, das er ohne mein Buch nicht erfahren hätte.
Was heißt hier „Du widersprichst dir ja selber!“?

Denn beide Strategien passen nicht nur gut zusammen, sie sind auch die beste Möglichkeit, einen gelungenen Text abzuliefern. Darüber wollen wir uns jetzt ein paar Gedanken machen.

Der große Arno Schmidt war ein Autor, dessen Credo lautete, ein Leser habe sich gefälligst zum Text zu bemühen und nicht umgekehrt. Leser interessierten ihn zuvörderst als Bewunderer, doch er machte es ihnen nicht leicht. Und trotzdem: Kein deutscher Autor der Nachkriegszeit hat so viele Leser auf den rechten Weg geführt, ihnen die abseitige Literatur des 18. / 19. Jahrhunderts eröffnet (also alles, was man dir in der Schule als verstaubten, unmodernen Tinnef verleidet hat) und ein Personal geschaffen, das einen das ganze Leben begleitet. Wie hat er das bloß gemacht?

Ganz einfach: Wenn Arno Schmidt sich an den Schreibtisch setzte und zu formulieren anfing, stand der Text ganz im Zentrum seiner Überlegungen. Er entwickelte Eigenleben, bildete einen selbstständigen Organismus aus, blieb nicht – wie beim handwerklich unverächtlichen Heftroman – bloßes Transportmittel für das legitime Unterhaltungsbedürfnis seiner Zielgruppe.

Wenn wir uns den Text aber als Organismus vorstellen, etwas, das atmet und lebt, dann haben wir schon einen entscheidenden Schritt getan. Denn ein solcher Text, der ganz ohne Schielen auf die mögliche Zielgruppe entsteht, entwickelt wie jedes lebendige Wesen das Bedürfnis, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Ein Text, der seine Leser nicht findet, stirbt ab.

Arno Schmidt wusste das und hat deshalb seine „Privataltertümer“, seine geheimen, nicht für die Kommunikation geeigneten Chiffren immer in eine Form gegossen, die sie beredt gemacht haben. Es war nun Sache des Lesers, diesen Kommunikationsfaden aufzunehmen, Fragen an den Text zu stellen, auf dass dieser ihm antworte und selbst wieder Fragen stelle. So etwas nennt man, glaube ich, eine Unterhaltung, und wenn ich also in ein solches Gespräch mit einem Text eintrete, möchte ich schon gerne, dass diese Unterhaltung für beide Seiten ein Gewinn ist. Zumindest sollte man mich nicht langweilen, für dumm verkaufen oder mir das „Unterhaltungspotential“ quasi mit spitzen Fingern und einem „Igitt“ auf den Lippen servieren: „Eigentlich bin ich ja ein ernster Autor, aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient, lasse ich mich halt auf die Unterhaltungsebene herab“.

Letzteres übrigens eine Attitüde, mit der man in Deutschland Literaturpreise gewinnt und nicht, wie es gerechter wäre, zwei Klapse hinter die Schlappohren bekommt.

Fassen wir kurz diese Lektion zusammen und wagen einen Ausblick auf die nächste: Texte sind kommunizierende Wesen. Sie verlangen von mir gleichfalls Kommunikation – also Nachdenken. Wenn mir das keinen Spaß macht, war die Mühe vergebens. Im übrigen, das sei betont, dient diese Kommunikation nicht primär der Wissensvermittlung. Wenn ich in einen Text einsteige und erkenne, dass er lebt, dann kommuniziere ich mit ihm, ohne wirklich etwas dabei zu gewinnen – außer der Freude daran, einen lebendigen Text gelesen zu haben. Aber das ist ja schon genug. In der nächsten Lektion werden wir untersuchen, wie man die Elemente eines solchen Textes beurteilen kann. Wir lernen ein Beispiel aus der Welt des Kriminalromans kennen und wollen sehen, welche Funktion das Genre „Krimi“ dabei übernimmt.

dpr

20. März 2005

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