Watching the detectives Zur Startseite

Zufallsgrafik von R. Wünsch

Blog

News & Texte & Kolumnen

Historischer Kalender

Aktuell 20699Einträge

Galerie

Zeichnungen & Fotos

Archiv

Altlasten aus 15 Jahren


 

Krimilinks

Hier

wtd - die Zeitschrift
Übersichtsseite
Aktuelle Ausgabe:
wtd 4: PDF
wtd 4: DOC.


*******

Rezensionen 2006
Rezensionen 2005
Die lachenden Detektive

*******
DIE GLORREICHEN SIEBEN:
Favoriten 2009

John Harvey: Tiefer Schnitt
Uta-Maria Heim: Wespennest
Christian Pernath: Ein Morgen wie jeder andere
Vamba Sherif: Geheimauftrag in Wologizi
Andrea Maria Schenkel: Bunker
Rex Miller: Im Blutrausch
Monika Geier: Die Herzen aller Mädchen

*******

Krimischaffen
Wir lernen Computer

Dort
Criminalbibliothek
Krimikultur Archiv
Martin Compart
Krimi-Depeschen
Le Véro
Bernd Kochanowski
Europolar
Axel Bussmer
Propellerinsel
Krimiblog
Ingeborg Sperl
Text und Web
Kaliber 38
Krimilady
Frauenkrimis
Krimikiste
Notizen und Texte
Astrid Paprotta
Krimi-Couch
Krimizeit
Krimi.Krimi
Jan Seghers
Georg
Crime Time
Crime Culture
Krimisalon Tübingen
Jürgen Albertsen
Saarkrimi

Hinternet durchsuchen:


Monatsarchive:


Rubriken

Die aktuellsten Kommentare

• Kle: ach. Dann hat ja das Gratisangebot ab morgen auch keinen Sinn mehr, wäre schofelig danach zu fragen, (mehr...)
• Ria: Auch wenn du nächstes Jahr die Krimikritik-Diktatorenschaft nicht an dich reißen kannst, weil da der (mehr...)
• Ria: Klingt wie der Titel eines epischen Dramas: 'Der mit den Eiern tanzt' (mehr...)
• dpr: Liebe LeserInnen, wenn das der letzte Beitrag von wtd ist, den ihr sehen könnt, dann müsst ihr <a hr (mehr...)
• dpr: Kann man machen. Ist aber problematisch, wenn man zuerst die Abbdruckgenehmigung praktisch aufdrängt (mehr...)
• Kle: "Nie hätte ich gedacht, dass sich die Rechte an einem Cover an die Lieferbarkeit eines Titels knüpfe (mehr...)
• Peter J. Kraus: Egal, was Rowohlt mag oder nicht mag: ich erkläre hiermit meine Titelabbildungen zu beliebig verwend (mehr...)
• Ria: Aber die Frage war doch, was musst du tun, um als Krimiautor mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Mag sc (mehr...)
• dpr: Hm, Ria, das ist jetzt aber arg feuilletonistisch... Sollten wir den bösen Bubis nicht Fingerchen ma (mehr...)
• Ria: Wir machen Folgendes: Ein Buch, in dem wir messerscharf nachweisen, dass die Feuilletonisten uns gei (mehr...)


All-inclusive oder Wie ich meine großen Ferien verbracht habe

(Der folgende Kurzkrimi von Dieter Paul Rudolph stammt aus der empfehlenswerten Anthologie →"Hell's Bells", im Poetenladen Verlag herausgegeben von Christiane Geldmacher. Er wird hier - all inclusive - für die treuen Leserinnen und Leser von wtd als besonderes Neujahrsgeschenk kostenlos veröffentlicht. Bleibt uns weiterhin treu, hört nicht auf die Dämonen und Lemuren und tanzenden Gnome da draußen. Achtung, der Beitrag hat Extralänge (15 Druckseiten)!)

In den großen Ferien waren wir in der Dommräpp. Das Wetter war gut und ich habe ein spannendes Abenteuer gehabt.
In der Dommräpp leben fast nur Neger, und deshalb ist die Dommräpp natürlich ein armes Land. Mein Vater sagt, das ist gut, weil dann dort auch Normalverdiener preisgünstig Urlaub machen können. Es kostet zum Beispiel nicht so viel wie in Österreich (Tirol), wo wir sonst immer hingefahren sind. Und meine Mutter hat zuerst auch gar nicht in die Dommräpp gewollt, sondern wieder nach Tirol. Das hat aber mein Vater nicht gewollt und meine Schwester Sabine und ich auch nicht, weil es in Tirol kein Meer gibt und alles auch nicht „all-inclusive“ ist.
All-inclusive bedeutet, dass man alles essen und trinken kann, was da ist. Außer Bier, Schnaps und Wein, aber im Prospekt hat gestanden, es gibt einen Begrüßungscocktail gratis. Wir waren alle sehr gespannt auf das Essen, ob es deutsche Küche ist oder nicht.
Die Dommräpp ist keine Insel, sondern eine Republik, aber sie teilt sich eine Insel mit Haiti. Die Insel heißt Hispanola, das ist Spanisch und heißt Kleinspanien, so steht es jedenfalls im Prospekt. Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt, haben wir im Geografieunterricht gelernt. Es gibt dort viele Wirbelstürme und Naturkatastrophen. Außerdem wird Haiti von einer Militärdiktatur beherrscht und deshalb hat man dort auch keinen Tourismus.
Auch die Dommräpp ist ein armes Land. Sie ist aber eine Demokratie und hat sich touristisch gut entwickelt, vor al-lem deshalb, weil es dort so billig ist. Wir mussten für vier Personen und zwei Wochen Urlaub nur etwa 2.400 Euro be-zahlen, alles all-inclusive, bis auf die alkoholischen Getränke eben. Wir haben eine Gruppenreise gebucht, das ist dann noch etwas günstiger. Mein Vater hat gesagt, das mit dem all-inclusive wäre deshalb so gut, weil man praktisch das Hotel und das Grundstück nicht verlassen muss. Außerhalb wäre nämlich ziemlich was los, wegen der Armut und wegen den Verbrechen, die dort passieren, und wenn man weiß wäre, hätte man fast eine Garantie, dass man man überfal-len und ausgeraubt wird und die Frauen natürlich vergewaltigt.
Meine Schwester Sabine, die jetzt 17 ist, hat gekichert, als mein Vater das mit dem vergewaltigt gesagt hat. Mein Vater hat sie streng angeguckt und gesagt, wenn er sie da unten mit einem Neger im Busch erwischt, könnte sie von ihm aus dort bleiben, aber vorher würde er noch die Dummheit aus ihr rausprügeln. Meine Schwester Sabine hat aber schon einen Freund hier, in Deutschland, meine ich, sie ist auch nicht so dick wie ich, aber so gut aussehen wie sie immer meint tut sie auch nicht.
Am Flughafen war es sehr aufregend. Zuerst haben wir unsere Reisegruppe nicht gefunden, dann aber doch. Es hat sich herausgestellt, dass wir Übergepäck hatten (Mamma und Sabine) und extra was zahlen mussten. Da war die Stimmung schon etwas dahin, wenigstens bei meinem Vater. Auch dass man im Flugzeug nicht rauchen durfte, hat ihm nicht gefallen. Wir sind ungefähr vier Stunden geflogen, vielleicht auch sechs, ich weiß nicht so genau, weil ich am Fenster gesessen habe und rausgeschaut habe, aber fast immer nur auf Wasser. Die Sitze waren unbequem, man konnte seine Beine nicht ausstrecken, und dann musste ich aufs Klo, aber ich habe mich geniert, im Flugzeug aufs Klo zu gehen, ich gehe auch in der Schule selten aufs Klo und warte lieber, bis ich daheim bin, wennn das noch irgendwie geht.
Am Flughafen von der Dommräpp war alles so ganz anders als bei uns. Erstens: die Neger. Es waren sehr viele, sie waren praktisch überall. Sie konnten kein Deutsch, das hat man gehört. Es war aber sehr heiß, mindestens 30 Grad. Unsere Reiseleiterin, die Ulla hieß und vielleicht dreißig oder vierzig Jahre alt war, trug schon Shorts und ein Muskelshirt, in dem man, wenn man genau hingeguckt hat, ihre Brüste sehen konnte. Wir anderen trugen lange Hosen und so, weil wo hätten wir uns umziehen sollen, in Deutschland war es ja noch kalt gewesen. Wir sind in den Bus eingestiegen, der uns zum Hotel gebracht hat, und ich habe so gesessen, dass ich immer auf Ulla gucken konnte, und mein Vater hat neben mir gesessen und immer auf mich geguckt, wie ich auf Ulla gucke und hat dabei gegrinst und dann auch auf Ulla geguckt, bis wir das Hotel erreicht hatten und wir alle aus dem Bus ausgestiegen sind.
Das Hotel hieß „Lizard Resort“ und war sehr groß. Es bestand aus einem Hochhaus und ein paar kleineren Häusern, die für Luxusgäste bestimmt waren, die mehr bezahlt haben als wir. Wir hatten unsere Zimmer im Hochhaus, zwei Stück, eins für Mamma und Vater, eins für Sabine und mich, Doppelzimmer, das fand ich gar nicht so gut, dass ich mit Sabine ein Zimmer teilen musste und Sabine fand es überhaupt nicht gut. Die soll bloß nicht so tun, ich guck der schon nix ab.
Nachdem wir die Zimmer angeschaut hatten und unser Gepäck verstaut, sind wir zum Mittagessen gegangen. Mein Vater hat gesagt, die Zimmer wären in Ordnung für das Geld, und Mamma hat genickt.
Zum Mittagessen gab es ein Büffet, das aber nicht deutsch war. Mir hat es trotzdem geschmeckt. Hinter dem Büffet standen Neger in weißen Anzügen, die haben uns bedient, das heißt, die haben uns zum Beispiel Fischsalat aus einer großen Schüssel auf die Teller gelegt, mit einer Schöpfkelle. Es gab sogar Wiener Schnitzel, die haben aber nicht so geschmeckt. Hat Vater gesagt, aber trotzdem praktisch jeden Tag Wiener Schnitzel gegessen.
Nach dem Mittagessen hat uns nichts mehr gehalten. Wir mussten unbedingt an den Strand. Der Strand von dem Ho-tel war natürlich eingezäunt, daneben, und zwar links daneben und rechts daneben, waren andere Strände, wahr-scheinlich von anderen Hotels. Der Sand war fast weiß und ganz weich, man hat geguckt, wo ein Sonnenschirm frei war und sich dann darunter gelegt, weil es so heiß war. Das Wasser war kalt, aber erfrischend.
Im „Lizard Resort“ waren nicht nur Deutsche, sondern auch Holländer, Engländer, Schweizer und Schweden und sogar Österreicher und Italiener. Die holländischen Frauen haben meistens oben ohne da gelegen, eine auch in unserer Nähe, und Vater hat gesagt, jetzt wüsste er endlich, warum man Holländer Flachländer nennt. Mamma fand das nicht sehr komisch. Als Sabine ihr Oberteil ausziehen wollte, hat Vater gesagt, wenn sie das macht, dann schlägt er sie tot.
Am Strand gab es so Bars, hießen die. Das waren Sonnenschirme, unter denen standen Tische mit Getränken und Neger dahinter, auch wieder in weißen Uniformen. Dort wurden nichtalkoholische Getränke angeboten, die all-inclusive waren, und alkoholische, für die musste Vater was unterschreiben, Barzahlung gab es nicht. Es gab auch eine Bar für Brezeln und so kleine süße Teilchen, die waren ziemlich gut.
Wir sind dann ins Wasser, Sabine und ich. Neben uns war ein Österreicher, der war vielleicht zwanzig und hat gleich versucht, Sabine ins Wasser zu werfen, als sie gerade mal mit den Füßen drinstand und laut „huch, das ist aber kalt!“ geschrien hat. Sie hat sich gewehrt, aber dabei gelacht. Ich habe mich ein wenig geschämt wegen meinem Bauch und bin ganz schnell ins tiefere Wasser, damit man meinen Bauch nicht mehr so sieht. Der Österreicher hat gesagt, es gibt hier Haie, die wären aber harmlos und würden nur Fett fressen. Ich bin nicht lange im Meer geblieben. Der Öster-reicher war ein ziemliches Arschloch.
Vater hat dann eine Bar entdeckt, an der konnte man Kaffee und Kuchen bekommen, auch natürlich all-inclusive. Der Kaffee war sehr stark, und Vater hat gesagt, das wäre so in der Karibik.
Die Karibik ist eine Inselgruppe vor Amerika. Sie wurde von Christoph Kolumbus entdeckt und war ursprünglich von Indianern bevölkert. Als die Indianer nicht mehr da waren, hat man Neger geholt, und die leben bis heute hier.
In der Karibik spielen auch viele James-Bond-Filme. In einem habe ich gesehen, was wir hier auch gesehen haben, nämlich Limbotanzen. Beim Limbotanzen muss ein Neger unter einer Art Hochsprunglatte durch, aber die wird nicht wie beim Hochsprung immer höher gelegt, sondern immer tiefer, bis der Neger praktisch sich untendrunter durch schlängeln muss. Aber das haben wir glaubich erst am zweiten Tag gesehen, bei diesem Volkstanz, aber dazu komme ich später.
Gegen Abend sind wir wieder ins Hotel, zum Nachtessen. Es gab wieder Büffet, aber diesmal mehr kalt als warm, obwohl man auch warmes Essen haben konnte. Ich habe Nudelsalat genommen, weil Mamma gesagt hat, da könnte man nichts falsch machen.
Die erste Nacht in meinem Bett habe ich nicht richtig schlafen können. Ich schlafe sonst allein in meinem Zimmer, also nicht mit Sabine. Sabine hat gesagt, ich soll bloß nicht ins Bad kommen, wenn sie drin ist, sonst setzt es was, und ich soll die Augen zu machen, wenn sie aus dem Bad kommt und ins Bett unter die Decke geht, weil sie nur ein Höschen trägt. Ich bin erst eingeschlafen, als Sabine aufgestanden ist so gegen Mitternacht etwa und aus dem Zimmer. Ich bin wachgeworden, als Sabine wieder in das Zimmer gekommen ist, da war es draußen schon wieder hell.
Am Morgen bekamen wir unser erstes Frühstück. Es war wieder ein Büffet und dort gab es Sachen, die wir sonst nur abends essen, also zum Beispiel Spiegeleier, kleine Würstchen und Fleischbällchen. Mein Vater hat gesagt, das wäre ein englisches Frühstück, aber es waren mehr Deutsche als Engländer da. Und natürlich Österreicher und Schweizer.
Die Marmelade fanden wir nicht so gut. Sie war nicht selbstgemacht, hat Mamma gesagt, und Vater hat gesagt, das könnte man für den Preis nicht erwarten. Aber dass die Neger in den weißen Uniformen kein Deutsch konnten, das hat ihm nicht gepasst, nicht einmal ein Wort Deutsch.
Beim Frühstück hat Sabine angefangen, über mich zu schimpfen, weil ich angeblich schnarche und die Augen nicht zugemacht hätte, wie sie aus dem Bad gekommen ist. Ich war so wütend, dass ich beinahe gesagt hätte, dass Sabine ja praktisch die ganze Nacht nicht da war, aber dann wäre was los gewesen und der ganze Urlaub im Eimer. Vater hat dann gesagt, Sabine sollte ihre Sachen aus meinem Zimmer holen und rüber zu Mamma ins Zimmer bringen, er würde dann tauschen und bei mir im Zimmer schlafen. Das wurde auch so beschlossen und Sabine ist gleich hoch und hat ihre Sachen aus dem Zimmer geholt.
Dann sind wir wieder an den Strand. Wir konnten unter unseren Sonnenschirm von gestern und auch die Holländer waren wieder da, die Frau und zwei kleine Buben, später ist auch der Ehemann gekommen. Mir ist aufgefallen, dass Holländer etwas komisch reden.
So gegen halb elf ist mir schlecht geworden. Sabine hat gelacht und gesagt, ich würde aussehen wie ein Gespenst, ganz weiß im Gesicht, und Mamma hat gesagt, das wäre Sonnenstich. Dabei habe ich mich gut eingecremt, auch den Kopf, aber einen Hut habe ich nicht aufgezogen. Ich bin dann zurück ins Hotel, weil Vater gesagt hat, jetzt leg dich bis zum Mittagessen hin, dann geht es dir wieder besser.
Ich habe mich hingelegt und an die Holländerin gedacht, das heißt zuerst. Dann an Ulla, unsere Reiseleiterin, die heute morgen in den Frühstückssaal gekommen ist und gesagt hat, heute Nachmittag wäre ein Event am Strand, eine Volkstanzgruppe oder so, anschließend Büffet. Sie trug eine ganz enge kurze Hose und hatte ein Hemd an, an dem nicht alle Knöpfe zu waren.
Als ich fast eingeschlafen war, bin ich wieder aufgewacht, weil plötzlich die Tür aufgegangen ist. Ein junges Negermädchen ist reingekommen, mit einem Eimer, in dem waren Lappen drin. Als sie mich gesehen hat, hat sie „Pardon“ gesagt und wollte wieder rausgehen. Dann aber hat sie noch etwas auf Englisch (oder Französisch?) gesagt, und weil ich nichts geantwortet habe, sondern wahrscheinlich mit dem Kopf genickt, ist sie ins Bad und hat dort angefangen, das Klo sauberzumachen. Die Tür zum Bad hat sie offengelassen.
Ich hab auf dem Bett gelegen und zugeguckt, wie sie das Klo geputzt hat. Sie trug einen Rock. Der Rock war eigent-lich nicht kurz, aber wenn sie sich gebückt hat schon. Sie hat sich dauernd gebückt. Wie ich so zugeguckt habe, musste ich an Sascha denken. Sascha hat gesagt, in der Dommräpp wären an jeder Ecke Prostituierte, alles Schwarze. Die wären so billig wie ein Appel und ein Ei, man könnte aber quasi nicht ohne Gummi, weil die alle AIDS hätten.
Sascha war mit seinen Eltern schon zweimal in der Dommräpp und hat behauptet, er hätte auch schon mit Prostituierten dort geschlafen, mit einer ganz dicken und ein ganz jungen, beide mit großen Hintern und großen Brüsten. Er hat auch gesagt, dass schwarze Frauen anders riechen als weiße, vor allem, wenn sie schwitzen. Und er hat gesagt, mir könnte das egal sein, ich bekomme ja doch noch keinen hoch. Aber das stimmt nicht.
Das Mädchen, das wo das Klo saubergemacht hat, war vielleicht achtzehn, vielleicht auch erst siebzehn, so alt wie Sabine. Sie war ziemlich schlank, aber sie hatte einen ziemlich dicken Hintern, das heißt er sah schon gut aus, kein Fett und so, was man so sehen konnte.
Als sie mit dem Klo fertig war, ist sie rausgekommen und ich habe gesehen, dass sie schwitzt. Sie hat wieder etwas gesagt und das war ganz bestimmt Englisch, weil das Wort please darin vorkam, was bitte heißt. Ich habe sie aber nicht ganz verstanden und nur genickt. Da ist sie aus dem Zimmer, hat aber die Tür offengelassen.
Zwei Minuten später ist sie reingekommen und hat angefangen, Sabines Betthälfte zu machen. Ich lag auf meiner und hab ihr zugesehen. Sie hat das Laken glattgestrichen und sich nach vorne gebeugt, so dass ich in ihrem Aus-schnitt sehen konnte, praktisch alles. Ihre Haare waren wie die von den Rapsängerinnen, also rasta, ganz viele kleine Schnüre sozusagen, das sah gut aus.
Als sie mit Sabines Bett fertig war, das ja jetzt das Bett von meinem Vater war, ist sie rüber zu meinem Bett. Ich lag noch immer drauf. Sie hat dagestanden und mich angeguckt und dann gelacht und etwas gesagt. Ich bin aufgestanden und sie hat angefangen, mein Bett zu machen. Ich stand daneben und habe ihr zugeschaut. Sie hatte nichts dagegen und da ist es passiert.
Ich wußte schon, wie eine Frau nackt aussieht. Erstens aus Zeitschriften, zweitens aus dem Internet, drittens aus dem Umkleidekabinen in unserem alten Schwimmbad, weil da Löcher in den Holzwänden waren, viertens weil ich immer nur so tue, als würde ich die Augen zumachen, wenn Sabine aus dem Bad kommt und nichts anhat, die Schlampe.
Ich wußte aber nicht, wie sich eine nackte Frau anfühlt. Das Negermädchen stand also neben mir und hat sich über das Bett gebeugt, um auch dort das Laken geradezuziehen. Da habe ich meine Hände an ihre Beine gelegt und bin mit denen hoch unter den Rock bis zum Höschen. Zuerst hat die gar nicht richtig reagiert. Die ist so über das Bett gebeugt geblieben. Dann aber, als ich am Höschen war, ist sie plötzlich einen Schritt zur Seite gegangen, hat sich umgedreht und mir eine gescherbelt. Gesagt hat sie dabei nichts. Direkt weggelaufen ist sie auch nicht, hat mich nur komisch angeguckt.
Das ist plötzlich so über mich gekommen. Ganz spontan, und natürlich hab ich gleich gewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Sascha hat gesagt, wenn ich so eine Prostituierte haben will, dann soll ich mein Sparschwein schlachten und mindestens dreißig Euro für einmal mitnehmen. Er hat auch gesagt, wenn ich das einmal gehabt hätte, dann würde ich es mindestens noch ein paar mal haben wollen. Und deshalb hab ich mein Sparschwein geschlachtet und hundert Euro mitgenommen, die lagen noch in meinem Koffer, und der Koffer war im Schrank.
Ich bin deshalb zum Schrank gegangen und habe den Briefumschlag mit dem Geld rausgenommen, er lag zwischen den Unterhosen. Ich habe drei Zehner aus dem Umschlag genommen und ihr hingehalten, dem Mädchen. Vielleicht hab ich auch was gesagt, please oder so, weiß ich nicht mehr so genau. Sie hat es aber nicht genommen, und da bin ich sehr wütend geworden.
Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr so genau. Jedenfalls hat sie das Geld nicht genommen und wollte weggehen, geschrien hat sie zwar nicht, aber sehr laut geschimpft. Ich bin auf sie zugegangen und habe einen Arm ausgestreckt, weil sie ruhig sein sollte und das Geld nehmen, auch ohne etwas. Dabei ist meine Hand wahrscheinlich an ihre Brust gekommen, aber nicht weil ich das wollte, sondern weil sie sich bewegt hat. Sie hat das aber wohl anders gesehen und jetzt wirklich zu schreien angefangen.
Ich habe dann mit der Hand, die wo immer noch an ihrer Brust war, sie so ein bisschen zurück gestoßen und da ist sie über das Bett gestolpert, das heißt, sie ist rückwärts auf das Bett gefallen, aber ganz blöd, nämlich auf dieses Kopfbrett oder wie ich das nennen soll, das war aus Metall, und da ist sie mit dem Hinterkopf voll karacho drauf.
Ich habe sofort gewusst, dass sie tot war, sie lag da wie im Fernsehen die Leichen, aber gottseidank hat es überhaupt nicht geblutet, nur etwas, so ein kleiner Fleck auf dem Kopfbrett. So eine Minute bin ich dagestanden und hab nicht gewusst, was ich tun soll. So hatte ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt. Als erstes habe ich dann die dreißig Euro, die ich ja immer noch in der Hand hatte, wieder in den Briefumschlag zurückgesteckt und den wieder zwischen die Unterhosen in den Koffer gelegt und den wieder zurück in den Schrank gestellt und den wieder abgeschlossen. Dann bin ich zurück ans Bett, das Mädchen lag immer noch drauf und ihr Rock war ziemlich hochgeschoben, aber das hat in diesem Moment keine Rolle gespielt. Dann ist die Tür aufgegangen und mein Vater ist ins Zimmer gekommen.
Er hat gleich gesehen, was passiert war und mir als erstes eine gescheuert. Das war irgendwie korrekt, denn es war inzwischen Mittag und eigentlich wollte mich mein Vater nur holen, damit wir runter zum Büffet gehen können und was essen. Und dann das da, das war nicht vorgesehen.
Mein Vater hat merkwürdigerweise nichts gesagt. Er ist zu dem Mädchen hin, hat sich zu ihm runtergebeugt und seinen Puls gefühlt. Dann hat er das Mädchen genommen und ins Bad getragen und in die Badewanne gelegt, wir hatten nämlich wirklich eine Badewanne und nicht etwa eine Duschkabine, obwohl wir in die Badewanne steigen mussten, um uns zu duschen, was etwas umständlich war, aber ging.
Mein Vater ist wieder aus dem Bad herausgekommen und hat einen Waschlappen und ein Handtuch dabeigehabt und mit dem Waschlappen das bisschen Blut weggemacht und mit dem Handtuch dann trockengerieben. Er ist nach draußen und gleich wiedergekommen, mit dem Eimer und den Lappen, mit denen das Mädchen vorher das Bad geputzt hat. Das hat er jetzt auch alles ins Bad gebracht und die Tür hinter sich zu gemacht, als er wieder rausgekommen ist.
„Du blöder Hund“, hat er dann geschimpft, „das hätte nicht passieren dürfen. Hast du sie gefickt?“
„Nein“, habe ich geantwortet, und mein Vater hat erleichtert genickt, wegen der DNA, glaube ich.
„Wir gehen jetzt ganz normal essen und ganz normal wieder an den Strand und ganz normal ins Bett, und heute Nacht schauen wir, dass wir die loswerden. Hast du mich verstanden?“
Ich habe genickt. Und so haben wir es auch gemacht. Nach dem Essen gingen wir an den Strand und da war auch schon Ulla mit ihrem Animationsprogramm, wie das heißt. Mein Vater hat auch noch gesagt, ich sollte die Schnauze halten und keinem was von dem Mädchen erzählen, auch nicht Mamma und Sabine. Hätte ich eh nicht gemacht.
Bei diesem Animationsprogramm war auch das mit den Limbotänzern, das habe ich ja oben schon beschrieben.
Die Neger haben auf Ölfässern getrommelt und Negerinnen haben dazu getanzt. War ganz in Ordnung.
Später gab es wie versprochen ein Büffet am Strand, quasi statt Abendessen, es war praktisch das selbe Büffet wie im Hotel, nur im Freien.
Wir sind relativ früh ins Bett, das heißt auf unser Zimmer, Vater und ich. Vater hat den Kopf geschüttelt und gesagt, er hätte nicht gewusst, dass ich schon so weit wäre und wenn er das gewusst hätte, hätte er mich mal ins Puff in der Stadt mitgenommen, da wären auch Negerinnen. Ich habe genickt, aber nichts gesagt.
So gegen zwei Uhr morgens ist Vater aus dem Zimmer gegangen, „die Lage sondieren“, hat er gesagt. Fünf Minuten später ist er zurückgekommen.
„Wir können über den Hinterausgang raus, da ist keiner, da kommen wir gleich am Parkplatz raus, das ist klasse. Du gehst vor und schaust, dass keiner kommt.“
Er selber ist ins Badezimmer und mit dem Mädchen über der Schulter wieder zurückgekommen. Sie war ja nicht so groß und nicht so schwer und mein Vater ist ziemlich stark.
Ich bin dann vorgegangen und hab geguckt, ob jemand da ist. Gottseidank war unser Zimmer im ersten Stock, wir mussten also nicht viele Treppen runtergehen.
Jetzt muss ich noch folgendes sagen, das ich damals nicht gewusst habe, sondern erst später. Mein Vater hat nämlich am Nachmittag ein Auto gemietet und denen gesagt, denen vom Hotel, die wo das Auto vermietet haben, meine ich, dass er gleich morgen früh eine kleine Rundfahrt über die Insel machen will. Die haben ihm abgeraten, aber mein Vater hat gemeint, er will ja nur durch diese Slums fahren, er will nicht aussteigen oder so. Und dieses Auto, das sie ihm dann vermietet haben, stand auf dem Parkplatz, und der Parkplatz war unbewacht und wir haben das Mädchen in den Kofferraum gelegt.
Das „Lizard Resort“ ist praktisch eingezäunt, man ist nur durch ein Tor reingekommen, und das Tor war bewacht. Als wir dort mit dem Auto angekommen sind, hat der Wachmann sofort die Schranke dort hochgefahren, weil ihm mein Vater einen Geldschein zugesteckt und mit den Augen so gezwinkert hat. Dann hat mein Vater gemeint, das würde hier ständig laufen, dass die Männer sich nachts oder frühmorgens aus dem Hotel schleichen, um zu den Nutten zu gehen. Auch zu ganz jungen, auch zu Kindern, hat er gesagt, deswegen wäre man ja schließlich hier, jedenfalls viele.
Wir sind dann vom Hotel weggefahren und zuerst war da gar nichts, nur Natur. Dann kam so eine kleine Stadt und da standen tatsächlich viele Frauen an der Straße und viele Autos sind an denen vorbeigefahren und manchmal haben die Autos angehalten und die Frauen sind eingestiegen. Es waren vielleicht auch Kinder dabei, so genau konnte ich das nicht sehen.
Wir haben aber nicht angehalten, sondern wir sind weitergefahren. Bis wir aus dieser Stadt raus waren und wieder am Meer, an so einer Klippe. Dort hat mein Vater den Wagen gestoppt und wir sind ausgestiegen.
Mein Vater hat das Mädchen aus dem Kofferraum genommen und an die Klippe getragen. Das Meer war ziemlich aufgewühlt, das ist gut so, hat mein Vater gesagt, die Strömung ist auch klasse, die geht seeeinwärts. Mein Vater hat dann das Mädchen die Klippe runtergeschmissen und wir haben gehört, wie sie aufs Wasser geklatscht ist. Dann sind wir heimgefahren und haben noch ein bisschen geschlafen.
Am nächsten Tag, als wir gerade in den Frühstückssaal wollten, ist plötzlich ein Mann auf uns zugekommen, kein Neger, aber einer vom Hotel, vielleicht der Direktor, jedenfalls konnte er ganz gut Deutsch. Er hat uns gefragt, ob wir gestern das Zimmermädchen gesehen hätten, sie würden nämlich eins vermissen. Wir haben natürlich gesagt, dass wir kein Zimmermädchen gesehen hätten, wir wären die ganze Zeit am Strand gewesen. Der Mann hat genickt und uns guten Appetit und einen schönen Tag gewünscht.
Nach dem Frühstück sind wir auf unser Zimmer, um uns für den Strand fertigzumachen. Ich muss noch erzählen, dass mein Vater am Morgen die Badewanne richtig saubergemacht hat, bevor wir geduscht haben.
Im Zimmer hat dann mein Vater gesagt: „Ich hab ne prima Idee.“ Er ist zum Schrank an seinen Koffer. Den hat er ge-öffnet und ich hab gesehen, wie er Geld rausgenommen hat, wieviel konnte ich nicht sehen. Das Geld hat er eingesteckt.
Wir sind dann wieder runter, aber nicht gleich zum Strand. Mein Vater ist an die Rezeption und hat dem Neger dort auf Deutsch gesagt, er will den Manager sprechen, und weil Manager eigentlich kein richtiges deutsches Wort ist, hat es der Neger verstanden und den Manager gerufen.
Plötzlich ist mein Vater ganz laut geworden. Man hätte ihm fünfhundert Euro aus dem Koffer geklaut, das wäre ja wohl die Höhe, wo wäre man denn hier, das ging doch nicht. Zufälligerweise ist gerade Ulla, die Reiseleiterin vorbeigegangen und hat gehört, was Vater gesagt hat. Sie hat versucht, ihn zu beruhigen, auch der Manager hat das versucht. Ulla hat gesagt: Aha, das Zimmermädchen, so einen Fall hätten sie voriges Jahr auch gehabt, ein Zimmermädchen, hätte Geld und eine Uhr geklaut und wäre dann abgehauen. Der Manager hat das bestätigt und mein Vater gesagt, wenn man in Deutschland sich so sein Personal aussuchen würde, wäre Deutschland nicht das, was es ist. Ein bisschen müsste man schon gucken, dass man ehrliches Personal kriegt und nicht so Leute aus den Verbrechervierteln. Wahrscheinlich wäre das ja auch bandenmäßig, so etwas würde man ja kennen, und Ulla hat auch gesagt, ja, dahinter stecken meistens so Banden. Und was jetzt mit den fünfhundert Euro wäre und ob man die Polizei rufen sollte, hat mein Vater noch gefragt.
Der Manager hat gesagt, nein, Polizei nicht und man wäre versichert und mein Vater bekäme die fünfhundert Euro im Laufe des Tages zurück und als kleine Entschädigung wären für ihn und uns, also seine Familie, auch sämtliche alkoholischen Getränke all-inclusive.
Es ist dann noch ein ganz schöner Urlaub geworden, obwohl mir das Abenteuer mit dem Mädchen noch lange nachgegangen ist. Mein Vater hat gesagt, ich soll mir das eine Lehre sein lassen und mit den fünfhundert Euro würden wir zu Hause mal in ein anständiges Etablissement gehen, wo ich das lernen könnte. Und ich sollte mir keine Gedanken machen. Selbst wenn sie das Mädchen finden, weil es an den Strand gespült wird, wäre das doch nur ein Beweis dafür, dass die mit einer Bande zusammen war und die dann das Mädchen kaltgemacht hat.
Das mit dem all-inclusive für die alkoholischen Getränke hat er ziemlich ausgenutzt und beinahe Krach mit Mamma gekriegt. Sabine ist noch ein paar Tage mit dem Österreicher rumgezogen, meistens haben sie im Wasser rumbebalgt und manchmal sind sie für eine Stunde verschwunden. Dann musste der Österreicher abreisen und Sabine hat einen Tag lang geheult, dann bekam sie einen Sonnenbrand und hat den Österreicher vergessen.
Nach vierzehn Tagen sind wir guterholt und braungebrannt heimgeflogen. Nächstes Jahr, hat mein Vater gesagt, wollen wir wieder nach Tirol, da könnte man zum Beispiel wandern und kulturell was erleben. Mamma war das recht und auch Sabine hat plötzlich nichts mehr gegen Tirol gehabt, weil es in Österreich liegt. Mich haben sie gar nicht erst gefragt, ob ich nochmal in die Dommräpp will.

Prima! Du hast deine Geschichte sehr lebhaft und plastisch erzählt! Allerdings solltest du Wörter wie „Arschloch“, „ficken“ oder „Dommräpp“ in einem Aufsatz vermeiden. Was in der Umgangssprache möglich ist, muss in einem schriftlichen Erlebnisbericht nicht unbedingt auch so wiedergegeben werden.
Leider bist du noch nicht mit dem Konjunktiv so vertraut, wie du es nach deinem Wissensstand eigentlich sein müss-test. Dafür hast du gezeigt, dass du „dass“ und „das“ schon sehr gut unterscheiden kannst.
Aber die Geschichte ist sehr schön! Vielleicht wirst du später einmal Kriminalschriftsteller? Wegen der Konjunktivfehler und der gelegentlich etwas saloppen Ausdrucksweise „nur“:

2+

13. Januar 2009

* * *

Weblog-Index
← Watching the detectives: Das Eindringen der Wirklichkeit in den Kriminalroman
→ Watching the detectives: Eine dunkle That