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Okay, dann lektoriert mal

Ein wahllos aus einem Krimi herauskopierter Text. Der Autor fragt: Gut so? Bedenken? Einwände? IHR seid die LektorInnen! Ihr könnt hier nach Herzenslust...Wir wollen ja in Zukunft gute Krimis lesen, oder? Dann mal los!

Noch so einer mit Bügelfalten in der Trainingshose: Gupphorst; schon der Name. Hüpfte am Spielfeldrand auf der Stelle, klatschte in die Hände – was sie ihm bei einem Seminar als akustisches Motivationsmittel beigebracht hatten – schrie seine Anweisungen in grammatisch korrekten und vollständigen Sätzen aufs Feld, wo sich die Halbwüchsigkeit hinter Bällen herbemühte.
Noch keine 25 konnte der sein, dieser Lockenkopf. Selbst schon in der A-Jugend wegen offenkundiger Talentlosigkeit ausgemustert, trainierte er jetzt die B-Jugend, einer, der „mit seinen Spielern kommunizierte“, auch das seminarmäßig eingetrichtert. Lanhoff spazierte zu ihm hin, räusperte sich, als er noch zehn Meter zu gehen hatte, der soll der Gefahr ins Auge blicken, drehte sich auch tatsächlich um.
„Hallo.“
Ja, du weißt nicht, warum ich hier bin, ich hörs aus diesem einen Wort. Hör endlich auf zu hüpfen.
„Hallo. Na, wie stehn die Aktien?“
Gupphorst wie aus der Pistole: „Wir haben ein paar wirkliche Talente an Bord.“
An Bord. Soso.
„Freut mich zu hören. Sag mal...“
Ihn jetzt zu duzen, festigt das Herr-Knecht-Verhältnis. Wag bloß nicht, zurückzuduzen.
„... hättest du nicht Lust... ich bin ja nun anderweitig ziemlich involviert...mal meinen Assistenztrainer zu machen?“
Gupphorst hüpfte tatsächlich nicht mehr. Es hüpfte in ihm; das, was er Gedanken nennen dürfte, machte rhythmische Sportgymnastik für Anfänger.
„Ja, oh, äh, gerne, ich meine, das ehrt mich, ja, klar, mach ich, prima.“
Es war kurz vor Mittag, Samstag, der Bus musste gleich kommen. Einige der Spieler saßen auf der Tribüne, schauten verzagt zu ihrem Chef, der sich Gupphorst jetzt auf Armlänge genähert hatte.
„Okay. Reden wir Montagmittag drüber. Kannst du dann überhaupt?“
Gupphorst, das wusste Lanhoff natürlich, arbeitete als Sachbearbeiter bei der Stadt, öffentlicher Dienst, kein Problem, sich einen Nachmittag frei zu nehmen.
„Ich nehme mir den Nachmittag frei.“
„Schön so. Ist auch nur aushilfsweise, verstehst du? Und wir trainieren ja spätnachmittags, nur am Montag hätte ich dich halt gerne zu einer Vorbesprechung hier. Sagen wir um zwei?“
„Um zwei.“
Lanhoff tat, als verfolge er interessiert die Bemühungen der B-Jugendspieler auf dem Platz. Gupphorst folgte seinem Blick. Die Jungs schoben sich die Bälle zu, Genauigkeit beim Passspiel, aber ohne Gegenspieler, was?
„Hast du eigentlich einen Kevin in der Mannschaft?“
Gupphorst gluckste.
„Einen? Fünf!“
„Kevin Kuhn.“
„Ach der.“
Überblickte die Häupter seiner Schäfchen, blieb an einem hängen, wies drauf.
„Der da ganz links. Der jetzt mal wieder den Ball verspringen lässt. Ergänzungsspieler. Gut, wenn d...man die Brechstange braucht, einen, der auch mal mit beiden Füßen zuerst.“
Lanhoff nickte. Klar, hatte er nicht anders erwartet. Filigran war etwas anderes.
„Könntest du mir den mal herrufen?“
Konnte Gupphorst. Ohne zu wissen wozu das jetzt. War nicht sein Bier, bloß nicht danach fragen.
„Kuhn!“
Der zuckte zusammen, hob den Kopf.
„Herkommen!“
Keine Autorität, dachte Lanhoff. Der lernts nie. Kevin Kuhn setzte sich in Trab, Lanhoff hatte sich umgedreht, winkte Gupphorst zu, gab Kuhn ein Zeichen: Komm mal mit. Sie gingen Richtung Umkleidekabinen.
„Zieh dich schnell um. Zwei Minuten.“
Drei Minuten später:
„Ich hab nix davon gesagt, dass du auch noch duschen sollst.“
Kevin schaute ihn nur an.
Natürlich hockte auch Kevin bisweilen auf der Tribüne und verfolgte das Training der ersten Mannschaft. Natürlich geisterten wahre und für wahr erklärte Anekdoten durch die Reihen der Jugendspieler, Horrorfilme, Splattervideos, in deren Mittelpunkt ein Bösewicht namens Lanhoff stand, der seine Spieler mit Worten in Scheißehaufen verwandeln konnte. Das alles hatte Kevin Kuhn, der darauf bedacht war, einen Sicherheitsabstand von einem guten Meter zu Lanhoff zu halten, selbst gese-hen, gehört, sich in seiner Phantasie zurecht gelegt. Jetzt stritten in ihm Angst und Neugierde, Verwirrung und die Vorboten einer plötzlich lichkeit gewordenen Vision, er, Kevin, Abräumer mit begrenzten technischen Möglichkeiten, war IHM aufgefallen, im Raster hängengeblieben, eines zweiten Blickes für würdig befunden worden. Er würde ihn ausbilden, ja. Man brauchte auch Arbeiter, das wusste Kevin, das sagten sie ihm daheim, das sagten sie ihm in der Schule, das wurden die Fußballre-porter nicht müde zu behaupten, auch Arbeiter, nicht nur Künstler, denk bloß an den Müll, der muss ja auch irgendwie weg von der Straße.
Aber warum schleppte er ihn nun an den Umkleidekabinen vorbei zum Parkplatz, wo der Bus, mit dem die Mannschaft zum Auswärtsspiel fahren würde, jede Minute eintreffen musste?
Kevin Kuhn hatte plötzlich keine Angst mehr. Angst hat man nur, wenn man über die Dinge, die man nicht versteht, nachdenkt, und das hatte Kevin noch nie getan. Die Dinge waren die Dinge.
Er sah sich um. Die Spieler hatten die Tribüne verlassen, folgten dem seltsamen Paar zum Parkplatz, wo andere Spieler bereits warteten, schwiegen, als der Trainer, einen Pimpfen im Schlepptau, an ihnen vorbeiging, sie nicht ansah. Die haben voll die Angst, dachte Kevin Kuhn. Ich

nicht. Ich auch. Aber mir ist Angst so was von egal. Mit mir wird passieren, was passieren muss.
Weiß ich doch, du kleine Ratte. Insgeheim hoffte Lanhoff, seine Mannschaft möge verlieren. Er würde sie vor Augen und Ohren des Kleinen zusammenfalten, diese Augen und Ohren würden sehen und hören, was Angst ist, besser noch: Sie würden es fühlen. Schon in den besseren Zeiten des Mittelalters hatte man die Erfahrung gemacht, dass Angst etwas war, das mit den Sinnen aufgenommen wurde. Zeig ihnen die Instrumente. Erklär ihnen, wie Daumenschrauben und Eiserne Jungfrauen funktionieren. Lass sie zusehen, wie andere damit gequält werden. Das erzeugt die Angst, die man braucht. Nicht die Folter selbst schafft Angst, denn Schmerz verdrängt alle anderen Empfindungen, macht sogar stark. Bis zu einem gewissen Punkt, natürlich. Irgendwann ist jeder weichgeklopft.
Als sämtliche Spieler eingestiegen waren, ihre Plätze eingenommen hatten, legte Lanhoff seine Rechte auf Kevin Kuhns Hinterkopf und registrierte befriedigt, wie durch den Besitzer dieses Kopfes ein seismografisch zu erfassendes Vibrieren lief. Und er sprach:
„Du wirst jetzt mal sehen, wie das so läuft, ja?“
Kevin Kuhn versuchte zu nicken, was ihm, die Hand des Trainers auf dem Hinterkopf, gründlich misslang.
„Das volle Programm, Kleiner. Du darfst sogar zusehen, wie sie nach dem Spiel ihre Schwänzchen abduschen.“
Ich bin doch nicht schwul, dachte Kevin, aber er freute sich drauf.
„Danach gehen wir ne Runde spazieren. Wenn wir wieder daheim sind, ja? Bisschen durch den Wald.“
Ach du Scheiße. Vielleicht ist DER schwul?
„Und dann stelle ich dir eine Frage, und diese Frage wirst du mir wahrheitsgemäß beantworten. Du weißt doch, was wahrheitsgemäß bedeutet?“
Werds schon rausfinden, war sich Kevin sicher, und scheiterte beim zweiten Versuch zu nicken.
„Wunderbar. Und jetzt steig ein. Gleich die erste Bank. Setz dich ans Fenster und genieß die Fahrt.“

17. Juni 2007

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